Chris Farlowe überzeugt in Endenicher Harmonie

Markige Riffs - Konzerte in der Kreuzkirche und der Münsterbasilika

Chris Farlowe überzeugt in Endenicher Harmonie
Foto: Horst Müller

Harmonie. Es war nicht anders zu erwarten: Volles Haus beim Konzert der Hamburg Blues Band mit Chris Farlowe und Clem Clempson in der Endenicher Harmonie. Seitdem das Hamburger Musikertrio Gert Lange (Gitarre, Gesang), Hans Wallbaum (Schlagzeug) und Michael Becker (Bass) Adrian Askew (Ex-Keyboarder von Joe Cocker) und Clem Clempson (ex Colosseum-Gitarrist) mit ins Band-Boot gezogen haben und mit Sänger Chris Farlowe ("The Voice") regelmäßig auf Tour gehen, sind die Konzertsäle voll.

Die Formation steht für intensiven, emotional und druckvoll gespielten Blues-Rock. In der Harmonie legten die Instrumentalisten einen fulminanten ersten Set vor. Getragen von markigen Gitarrenriffs, pumpendem Bass und vorwärtstreibendem Schlagzeug der drei Hamburger ließ Clem Clempson seine Soli hören, während Adrian Askew Keyboard und Orgel mächtig die Sporen gab.

Chris Farlow kam erst nach der Pause zum Zuge. Unglaublich die energiegeladene Bühnenpräsenz des fast 70-jährigen Briten. Seine Stimme, mit der er jedem Song die passende Stimmung verleiht, dominiert das Bühnengeschehen souverän. Beeindruckend, wie er kernigen Rock-Nummern und sanften Blues-Songs seinen ganz persönlichen Touch verleiht und nebenher mit dem Publikum flirtet. Ein Erlebnis! Im gut gemischten Repertoire des Abends standen natürlich auch Klassiker wie "All or Nothing" und "Out of Time", die vom Publikum heftig gefeiert wurden.

Kreuzkirche. "Auf der Suche nach dem Stern" hatten sich zu Epiphanias "Am 7. um 7" in der Krypta der Bonner Kreuzkirche Mitglieder des Ensembles "windige saiten" zu einer "Reise durch Europa" aufgemacht. Stefan Horz, der künstlerische Leiter der 2001 gegründeten, musikalisch mannigfaltigen Reihe, hatte Raritäten von Georg Friedrich Händel, Tarquinio Merula, Girolamo Frescobaldi, Antonio de Literes, William Babell und Henry Purcell zum Dreikönigstag ausgewählt.Ulrike Neukamm, Barock-Oboe, Elisabeth Wand, stachelloses Violoncello, und Horz am Cembalo erwiesen sich als feinsinnige Interpreten Alter Musik, wenngleich die bisweilen etwas kurzatmige Oboe insbesondere unter Tempo zu eher oberflächlicher Phrasierung neigte. Im Zentrum des Programms stand de Literes' Kantate "Ah del rustico pastor" für Sopran, Oboe und Basso continuo, ein musikalisches "Dreikönigstreffen" ganz exquisiter Art.

Gela Birckenstaedt, Schülerin unter anderem vom Barbara Schlick, versah ihre Partie mit vibratoarmem, in der Höhe bisweilen aber etwas arg kräftigem Ton. An seiner Krippe bereits das Leben Jesu zu antizipieren, ist Thema von Merulas Sopran-Canzonetta, die Birckenstaedt sehr ausdrucksvoll gestaltete. Nachdrücklicher noch geriet ihr "If love's a sweet passion" aus Purcells "The Fairy Queen". Horz überzeugte als versierter Cembalist mit einer Partita von Frescobaldi sowie einer Suite von Purcell.

Münsterbasilika. Olivier Messiaens (1908-1992) berühmter Orgelzyklus "La Nativité du Seigneur" ("Die Geburt des Herrn") stand im Zentrum der ersten nachweihnachtlichen Orgelsoiree im neuen Jahr an der großen Klais-Orgel des Bonner Münsters. Bereichert wurden die tief religiösen neun Meditationen aus dem Jahr 1935 durch Gregorianische Gesänge, die Bezug auf die Meditationen nehmen oder im Zyklus zitiert werden.Mit Anmut und klarer Diktion singt die Gregorianische Choralschola am Bonner Münster unter Leitung von Stefan Bodemann von der Geburt des Kindes in "Puer natus est" oder preist den Schöpfer in "Gloria in excelsis deo". Münsterorganist Markus Karas sorgt an der kraftvollen Klais-Orgel für viele berückende Momente: In "Desseins éternels" ("Gottes ewiger Heilsplan") entfaltet er in 27 ruhigen Takten schwebende Akkorde oder symbolisiert in "Le verbe" ("Das Wort") durch eine mächtige absteigende Basslinie den Gang zu den Menschen.

Der zärtliche Ausklang in "Les Enfants de Dieu" ("Die Kinder Gottes") erzeugt vielleicht die stärkste Versicherung der Annahme durch Gott. Eindringlich gerät auch der kontrastvolle Übergang von den luftigen Höhen der Engel in "Le Anges" ("Die Engel") zu "Jésus accepte la souffrance" ("Jesus nimmt die Leiden an"), das in einem schmerzvoll dissonanten Akkord erklingt, der allerdings sogleich in E-Dur aufgelöst wird. Strahlendes E-Dur beschließt in "Dieu parmi nous" ("Gott unter uns") auch den zeitlosen Zyklus, für dessen Interpretation Karas und die Choralschola herzlichen Applaus ernten.

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