Westwind-Festival "Chicks for Money and Nothing for Free" aus Belgien in der Brotfabrik

BONN · Wovon große Jungs so träumen: Richtig männlich sein, kämpfen, saufen, flotte Autos und Mädchen haben. Von letzteren ist allerdings nicht viel die Rede und vom Geld auch nicht in der herrlich anarchischen Tanztheater-Produktion "Chicks for Money and Nothing for Free", mit der das Festival "Westwind" am Sonntagabend in der Brotfabrik die Reihe der internationalen Gastspiele eröffnete.

 Viel nackte Männerhaut ist in dem Stück "Chicks for Money and Nothing for Free" zu besichtigen.

Viel nackte Männerhaut ist in dem Stück "Chicks for Money and Nothing for Free" zu besichtigen.

Foto: Phile Deprez

Die fünf ansehnlichen Jungs aus Belgien bedienen mit solch fröhlicher Selbstironie alle Männerklischees, dass kaum eine Minute ohne Lacher im Publikum vergeht.

Da werden stolz Muskelpakete präsentiert, mit animalischem Gebrüll Schlägereien provoziert, und natürlich darf auch der Vergleich des Hoseninhalts nicht fehlen. Viel nackte Männerhaut ist zu besichtigen, eine Menge Testosteron schwappt über die Bühne. Wüste Kampfakrobatik mischt sich allerdings mit tänzerischer Leichtigkeit. Und wenn einer weint, weil es ihn zu hart in die Weichteile getroffen hat, versuchen sie zu trösten.

Drei quetschen sich eng verschlungen in einen Glaskasten, der kaum für einen reicht, und erzählen (auf Englisch) von tollem Sex, aber auch von der Sehnsucht nach Papa und Mama. Bis der kleinste sich einen Joint anzündet, was die andern dann doch aus dem stickigen Kasten vertreibt.

Angetan nur mit einer dicken Schicht Rasierschaum probieren zwei andere klassische Ballettposen, wobei die herunterfallenden seifigen Flocken den Boden langsam in eine Rutschbahn verwandeln. Was freilich noch übertroffen wird von der folgenden Bierdosenflut.

Das ultimative Männerglück! Da lassen sie es schäumen und spritzen, spucken virtuos choreografierte Bierfontänen und haben Spaß wie Kinder im Planschbecken. Für die erste Zuschauerreihe wird es entsprechend feucht. Berührungsängste scheint die kleine Truppe ohnehin nicht zu kennen, selbst vor schwulen Annäherungen schreckt sie nicht zurück. Echte Männerfreundschaft geht halt durch dick und dünn.

Zur Gitarre gesungen haben sie auch, allerdings nicht den Song der Dire Straits "Money for Nothing and Chicks for Free", der Pate stand für die Koproduktion der Genter kopergietery mit dem het kip (koningligk Institut voor Podiumskunsten). Ganz jugendfrei war das sehr körperliche, rotzfreche Aktionstheater nicht. Aber ein kecker Einstieg in die Festivalwoche.

Der Tänzer und Choreograf Arend Pinoy ist am 19. Juni um 14 Uhr (nicht wie in der Programmbroschüre angekündigt um 14.30 Uhr!) in der Theaterwerkstatt der Brotfabrik noch einmal zu erleben mit seiner Solo-Performance "Talking about Kevin".

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