Kölner Philharmonie Cellistin Sol Gabetta und das Russische Nationalorchester zu Gast

KÖLN · Zu Beginn drang von der Harfe ein monoton sich wiederholendes "d" ans Ohr des Zuhörers, und auch ein paar andere Instrumente ließen sich bereits zaghaft vernehmen, als der Konzertmeister des Russischen Nationalorchesters, Alexei Bruni, in der Kölner Philharmonie seine Geige stimmte.

 Sol Gabetta, Star unter den Cellistinnen.

Sol Gabetta, Star unter den Cellistinnen.

Foto: BORGGREVE

Der Vorgang ist ungewöhnlich, steht aber genauso in der Partitur von Camille Saint-Saëns musikalischem Gruselschocker "Danse macabre" (Totentanz). Wer sich hier auf seinen großen Auftritt vorbereitet, ist der Tod höchstpersönlich. Mit den leeren Geigen-Quinten, die das Stimmen des Instruments imitieren, spielt der Sensenmann zum Tanz auf. Die Darstellung Brunis geriet packend, sozusagen oscarreif. Und die große Zahl der Nebendarsteller um ihn herum war ebenfalls preiswürdig in diesem wunderbar effektvollen Reißer.

Dirigent Mikhail Pletnev hat mit der Gründung des Orchesters vor 24 Jahren ein erstklassiges Ensemble geschaffen, das seither auf gleichbleibend höchstem Niveau musiziert. Auch seine Aufgabe als Begleitung bei einem Solokonzert erfüllt es kompetent. Und wenn, wie im Falle des Konzertes für Violoncello und Orchester Nr. 1 a-Moll op. 33 von Saint-Saëns, das Soloinstrument doch einmal klanglich zugedeckt wurde, lag das nicht an den Musikern aus Russland, sondern an der Solistin Sol Gabetta, die schlichtweg zu leise spielte.

Im Verlauf des Stückes aber drang sie immer weiter vor ins Zenrum des Geschehens und man wurde Zeuge ihres technisch perfekten, brillanten Spiels, bei dem komplizierte Flageolett-Griffe so einfach wirken wie Tonleiterübungen. Mit der Eleganz und der herzerfrischenden Musikalität erreichte sie schließlich jeden im Saal. Die Zugabe, Pablo Casals' "Gesang der Vögel", spielte sie sehr innig gemeinsam mit den Cellisten des Orchesters.

Die größte Herausforderung für das Orchester war indes die Aufführung der zweiten Sinfonie von Sergej Rachmaninow aus dem Jahre 1908. Das fast einstündige Werk gibt sich ein bisschen widerspenstig, vor allem im ersten Satz. Man braucht schon ein erstklassiges Orchester und einen Dirigenten mit klarem Sinn für Strukturen, damit die Partitur nicht in eine amorphe Tonmasse übersetzt wird.

Dieses nicht gering zu schätzende Kunststück gelang Pletnev mit seinen Musikern. die Gliederung und Phrasierung des erste Satz besaß eine enorme musikalische Trennschärfe. Großartig auch das Scherzo, dessen stürmischer Charakter das Orchester grandios umsetzte. Dass der dritte Satz mit Hauptthema, der ein perfekter Soundtrack für Hollywoods schönste Liebesfilme liefern würde, unterstrichen die Russen mit schwärmerischem Ton. Zum niederknien schön geriet das Klarinettensolo in diesem Satz.

Mit vollen Segeln stürzten sich die Musiker unter Pletnev dann in den Schlusssatz. Viele Bravos in der seh gut besuchten Philharmonie, worauf mit einem spanischen Tanz von Alexander Glasunow noch eine hübsche Zugabe folgte.

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