Klassik auf dem KunstRasen Carmen trifft den Zauberlehrling

Bonn · Das Beethoven Orchester brilliert beim Picknick-Konzert mit französischer Musik. Am Ende fordert das begeisterte Publikum stürmisch Zugaben.

 Mit seinem Picknick-Konzert lockte das Beethoven Orchester viele Musikliebhaber auf den Bonner KunstRasen.

Mit seinem Picknick-Konzert lockte das Beethoven Orchester viele Musikliebhaber auf den Bonner KunstRasen.

Foto: Felix von Hagen

"Was gibt es Schöneres, als an einem lauen Sommerabend mit Freunden und Familie gute Musik zu genießen?“, fragte das Beethoven Orchester in der Einladung zu seinem längst traditionellen Open-Air „Klassik!Picknick“ auf dem „Kunst!Rasen“-Gelände der Rheinaue. Gegen einen nicht ganz so „lauen Sommerabend“ kann man Vorkehrungen treffen, und da es trocken blieb, war das Areal kulinarisch rustikal dicht besiedelt.

Im Übrigen sorgten die Beethoven-Musiker unter Leitung des mit Schweizer Humor moderierenden Dirigenten Martin Lukas Meister dafür, dass einem alsbald warm, wenn nicht gar heiß wurde, denn derart schmissig kennt man den Auftakt der „Carmen“-Ouvertüre eigentlich nur von Carlos Kleiber. Mag sein, dass die Übertragungstechnik einiges dazu beigetragen hatte, insbesondere das Schlagwerk inklusive Becken effektvoll in Szene zu setzen – wohingegen es die Violinen merklich schwer hatten, nicht so „elektrisch“ zu klingen.

Dem Anlass entsprechend verfehlte solch ein „Sound“ seine Wirkung aber keineswegs. Zumal man unter dem EM-soufflierten Motto „Frankreich“ ein spritzig frankophiles Programm präpariert hatte. Bizets „Carmen“ gab’s gleich nochmals: mit dem Anspruch auf Selbstbestimmung der Titelheldin in der „Habanera“ sowie den Verführungskünsten einer Femme fatale in der „Seguidilla“. Anjara I. Bartz verlieh dieser Carmen glutvolle Stimmgewalt. Und auch als „Charlotte“ in Jules Massenets „Werther“ („Va! Laisse couler mes larmes“) konnte die Mezzo-Sopranistin, langjähriges Ensemblemitglied der Bonner Oper, das Publikum in Bann schlagen. Mit George Gershwins spritziger Liebeserklärung „Ein Amerikaner in Paris“ (mit innigen Soli des Konzertmeisters Liviu Casleanu) ging’s in die Pause.

Dass der auch in Frankreich hoch geschätzte Geheimrat Goethe beim Programm heimlich im Hintergrund stand, zeigte sich (neben „Werther“) auch im „Rákóczi-Marsch“ aus der Berlioz-Oper „La damnation de Faust“. Und natürlich durfte da auch Dukas’ rhythmisch messerscharf realisierte orchestrale Bebilderung vom „Zauberlehrling“ nicht fehlen. Zum offiziellen Abschluss ging’s mit dem „Bacchanale“ aus Camille Saint-Saëns’ Oper „Samson et Dalila“ orientalisch zu, wobei sich Martin Lukas Meister musikalisch als regelrechter Derwisch „outete“. Natürlich wurden stürmisch Zugaben gefordert: Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“-Ouvertüre und ein Walzer von Léo Delibes.

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