Bonner Oper Cage-Matinee im Foyer

BONN · Sollte Bonns Generalmusikdirektor Stefan Blunier jemals den Beruf wechseln wollen: Als Sprecher, Rezitator, Erzähler hätte er hervorragende Chancen.

Im bestens besetzten Foyer der Bonner Oper las Blunier eine Auswahl aus den Kürzest-Geschichten ("Indeterminacy") des Komponisten John Cage derart gelassen, hintersinnig und pointengenau, dass es das pure Vergnügen war. Sein leicht singender Schweizer Tonfall war in diesen Anekdoten, die vom Alltäglichen ebenso erzählen wie vom Künstlerischen oder Philosophischen, zweifellos auch ein Vorteil.

Gleichwohl war diese "John Cage talks" betitelte Gemeinschaftsveranstaltung von Beethovenfest, Literaturhaus und Theater Bonn kein Solo für den Dirigenten. Die Cage-Texte waren eingebettet in einen fantasievollen Klangraum, den die Bonner Pianistin Susanne Kessel aus verschiedensten Cage-Materialien ("Concert for Piano and Orchestra", "Fontana Mix", "Song Book") sehr sachkundig baute.

Kessel darf als Spezialistin für die Zufallskunst des Amerikaners gelten, dessen 100. Geburtstag das Beethovenfest bereits ausgiebig gefeiert hat. Die Geräusch- und Klang-Mixtur, die Kessel hören ließ, reichte von der spannenden Innen- wie Außenbearbeitung des Flügels über aktuelle Nachrichten bis hin zur ziemlich perfekten Zubereitung eines Gurkensalats.

Zuvor hatte Bernhard Hartmann, Feuilleton-Redakteur des General-Anzeigers, mit leichter Hand und klugen Fragen an die Akteure in die Cage-Welt der Experimente eingeführt. Die Rede kam dabei natürlich auch auf "4'33", das bekannteste Stück von Cage, in dem kein einziger Ton erklingt. Blunier und Kessel fügten das kleine hinterlistige Werk gleich noch in ihre höchst unterhaltsame Matinee ein.

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