Liebe in jecken Zeiten Burkart Sondermeier und seine Camarata Carnaval in der Bonner Oper

BONN · Wer einmal vom "Gryllus Carnavalis" gepackt wurde, den lässt er so schnell nicht wieder los. Zumal dieses Tierchen äußerst anspruchsvoll ist und mit sehr viel Liebe gepflegt werden möchte. Burkard Sondermeier (68), erwischte es vor 13 Jahren: "Damals habe ich einen Karneval konzipiert, der mit Spaß machen sollte."

 Burkard Sondermeier (sitzend) und sein Team.

Burkard Sondermeier (sitzend) und sein Team.

Foto: Yves Sondermeier

Als der Kölner Sprecher, Sänger, Autor und Liedermacher erstmals in der Kölner Oper mit "Karneval einmal klassisch" gastierte, dachte er an keine Wiederholung: "Dass das im nächsten Jahr noch mal kommt, damit hätte ich nicht gerechnet." Seitdem hat Sondermeier nicht aufgehört, zu forschen: "Das ist ein unglaublich weites Feld. Was man da nicht überall findet! In Venedig, Paris und in Wien. Und wenn sogar die mit Inbrunst mitsingen, die das sonst so gar nicht sehen - das ist ein ganz wunderbares Gefühl!"

In diesem Jahr steht die Reihe unter dem Motto "Et Amürchen im Fasteleer - Die Liebe in Zeiten des Karnevals"; am 2. März ist die Produktion in der Bonner Oper zu sehen. Bei der Probe im Musical Dome, wo derzeit die Kölner Oper ein Zwischenquartier gefunden hat, kann man schon einen guten Eindruck davon gewinnen, wie äußerst vielschichtig und dankbar dieses Thema ist. Zumal es, wie Sondermeier erläutert, regional auch außerhalb der Session durchaus seine Berechtigung hat.

Das "Amürchen", die Liebelei, die kleine Schwester der großen, einzig wahren Liebe, "wurde seinerzeit von unseren französischen Nachbarn eingeschleppt, hat sich gut behauptet und fand sehr fruchtbaren Boden. Und da hier die zeitliche Eingrenzung der fünften Jahreszeit ein Thema für sich ist, fühlt sich das Amürchen das ganze Jahr über gelitten." Umringt von den sechs Musikern seiner Camarata Carnaval, einem Kammerorchester von Format, aber durchaus jecken Ambitionen, sitzt Sondermeier im Lehnstuhl mit geblümter Petit-Point-Stickerei, vor sich einen Holztisch mit gedrechselten Beinen und im Gesicht ein lausbübisches Grinsen.

Mit seinen weißen Haaren, dem weißen Schnurrbart und der tief auf die Nase gerutschten Brille wirkt er auf den ersten Blick wie ein weiser Märchenonkel. Aber einer, der durchaus über modischen Geschmack verfügt - er trägt ein rohseidenes Complet - und es faustdick hinter den Ohren hat. Und keine Angst vor gewagten Mixturen. So nimmt er bei Richard Wagners "Desondons gaiement la courtille" mal eben eine knallblaue Vouvouzela zur Hand (und bringt sie auch zum Einsatz), auf einen Auszug aus André Gides autobiografischen Aufzeichnungen folgt ein kölsches Couplet aus seiner eigenen Feder ("Dat La Päd es fott!").

Oder der Karneval vollführt gewagte musikalische Sprünge von James Ensor und Willi Ostermann bis hin zu Jacques Offenbach und Richard Strauss. Vom Walzer über Rhythmen aus Südamerika bis hin zum "Delirien Walzer" ist alles drin.

Und mitgesungen und geschunkelt darf dann bei der Aufführung auch. Weil es immer noch die Sorte Karneval sein soll, die Sondermeier Freude macht.

Info: "Karneval einmal klassisch", Sonntag, 2. März, 20 Uhr, Oper Bonn. Karten gibt es bei Bonnticket oder in den GA-Zweigstellen.

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