Konzert von Blackmore's Night Burgfräulein und Edelmann - Genuss für Ohren und Augen

bonn · Die Renaissance-Band Blackmore's Night hat in der Beethovenhalle für begeisterung gesorgt.

 Dreamteam: Gitarren-Legende Ritchie Blackmore und seine Ehefrau Candice Night alias Blackmore's Night in der Beethovenhalle.

Dreamteam: Gitarren-Legende Ritchie Blackmore und seine Ehefrau Candice Night alias Blackmore's Night in der Beethovenhalle.

Foto: Paul Robert

Ein Konzert von Blackmore's Night beglückt nicht nur die Ohren, sondern auch die Augen. Das jüngste Gastspiel der britischen Renaissance-Band in der Bonner Beethovenhalle macht da keine Ausnahme. Im Publikum finden sich zahlreiche prächtig kostümierte Burgfräuleins und Edelmänner wie auch einfache Knechte und Mägde.

Und ist das da vorne nicht ein uralter Schamane? Eine Unschuld vom Lande ist die verrucht geschminkte Gothic Lady mit ihrer spektakulären Korsage jedenfalls nicht. Lenken wir nun jedoch unseren Blick auf die Bühne, die an einen nebelverhangenen, knorrigen Zauberwald erinnert. Die Zeitreise kann beginnen.

Das strahlendste Burgfräulein des Abends ist selbstredend die US-Amerikanerin Candice Night (41). Die blond gelockte Schönheit ist die Ehefrau des früheren Deep-Purple-Gitarristen Ritchie Blackmore (67) sowie seit 1997 Texterin und Frontfrau ihres gemeinsamen Bandprojekts Blackmore's Night. Die Gruppe gastiert mit Vorliebe in Burgen und Ruinen und wird insbesondere in Japan sehr verehrt.

Kombiniert werden mittelalterlich anmutende Melodien mit Folk, mystischen Sounds und donnernden Rock-Elementen. Dass der Engländer Ritchie Blackmore immer noch kraftvoll zupacken kann, zeigt sich nach der Eröffnung: Da hat's ihm nämlich schon die erste Gitarre zerrissen. Die lieblich-verträumte Ballade "Queen For A Day" lässt es dann ruhiger angehen, während der Hit "Under A Violet Moon" ordentlich Orgelpathos und treibende Percussion bietet.

Begleitet wird das charismatische und immer noch frisch verliebt wirkende Ehepaar von einer famosen Band mit noch famoseren Namen: Lady Kelly De Winter (Backing Vox), Troubadour of Aberdeen (Schlagzeug und Percussion), Scarlet Fiddler (Geige), Bard David of Larchmont (Keyboards) und Earl Grey of Chimay (Bass).

Nach dem Deep-Purple-Klassiker "Soldier Of Fortune", von Candice Night geradezu betörend interpretiert, verteilt Ritchie Blackmore ein paar Bierchen an Zuhörer in der ersten Reihe. Grandios gerät ein ausgedehntes instrumentales Interludium: Bard David entlockt seinem Synthesizer entfesselte Cembalo-Sounds, die von Teufelsgeigerin Scarlet Fiddler ekstatisch aufgefangen und beschleunigt werden. Inspirierte Vollprofis sind da am Werk, mit viel Leidenschaft und dem nötigen Maß an Selbstironie. Beneidenswert.

Ins mittelalterliche Jahrmarkt-Treiben entführt "All The Fun Of The Fair", eine beschwingte Party mit Meister Blackmore an der Mandoline. "Darkness" ist ein beschwörend-mystisches Akustik-Abenteuer, ein Hochgenuss wie auch die hauchzarte Ballade "Diamonds And Rust". Candice Night lässt ihre wunderschöne Stimme schimmern und glänzen und funkeln und strahlen und leuchten. Ritchie Blackmore unterstreicht, dass seine Fingerfertigkeit an den Saiten nach wie vor eine Klasse für sich ist.

Zwischen den Stuhlreihen wird ausgiebig getanzt; eine fröhliche, ausgelassene Stimmung. Da spielt es fast schon keine Rolle mehr, dass der Sound in manchen Phasen leider arg matschig und verklumpt aus den Lautsprechern poltert.

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