Museum Koenig Bundespräsident Joachim Gauck holte verpassten Rundgang nach

BONN · Es ist ein leiser Besuch. Nur die Fahne auf dem Dach der Villa Hammerschmidt weist darauf hin, dass Bundespräsident Joachim Gauck zurzeit in Bonn ist. Seine Termine finden größtenteils hinter verschlossenen Türen statt. Zwei Autogramme gab es am Mittwoch - für zwei überraschte Schüler im Museum Koenig.

Gauck holte dort mit Lebensgefährtin Daniela Schadt ein längst versprochenes Treffen nach. Bei seinem Antrittsbesuch 2012 in Bonn hatte er wegen heftiger Schmerzen absagen müssen: Zahnarztstuhl statt Mittagessen.

Der Nachholtermin war gleich ohne Essen geplant, dafür mit einem Rundgang durch die Sammlungen des Forschungsmuseums. Eine halbe Stunde vor Ankunft des Bundespräsidenten stellten Mitarbeiter Messingpoller mit roten Kordeln am Eingang auf, drinnen postierten sich die Kamerateams und Fotografen. Die Sicherheitskräfte hielten sich dezent im Hintergrund, während Besucher weiter durch die Ausstellung bummelten. Auch der Spürhund hatte seine Arbeit schnell erledigt.

Zu Fuß kamen die Gäste aus der Villa Hammerschmidt herüber. Mit einem freundlichen "Guten Tag" betrat Gauck den Lichthof des Museums, in dem einst der Parlamentarische Rat getagt hat. "Da vorne hat Konrad Adenauer gesprochen. Die Giraffe war auch da", erklärte Museumsdirektor Professor Wolfgang Wägele seinem Gast.

Gauck würdigte den historischen Ort, an dem "eines der wichtigsten und schönsten Verfassungsdokumente Europas geschaffen wurde". Er schien aber auch beeindruckt davon, dass ein Privatmann ein Museum dieser Größe errichtet hat. Alexander Koenig baute auf das Vermögen der elterlichen Zuckerdynastie, als er vor gut 100 Jahren den Grundstein legte. Sein Elternhaus, die Villa Koenig, heißt heute Villa Hammerschmidt und ist zweiter Dienstsitz des Bundespräsidenten.

"Es war klar, dass ich wiederkommen würde, weil Bonn und dieser Dienstsitz mir gut gefällt. Hier könnte man sogar Urlaub machen", sagte Gauck. Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch hörte das gerne. Später in der Vogelsammlung ließ sich Daniela Schadt eine Trottellumme zeigen. Die Fülle der Präparate beeindruckte sie, "aber es war auch ein bisschen gruselig mit all den Vögeln". Gauck beschäftigte besonders die Erforschung der Artenvielfalt. Was als "Höflichkeitsbesuch" begonnen habe, zeige "wie schnell ein älterer, lebenserfahrener Mann wieder zum Schüler werden kann". Er bekam zum Beispiel Einblick in die Arbeit von Forscher Dr. Oliver Niehuis, der im DNA-Labor eine "Datenbank des Lebens" erstellt.

Unterdessen ärgerte sich Janne Kerner, für klare Worte bekannte Bonner SPD-Politikerin und Stiefmutter von Johannes B. Kerner, dass sie an einer Absperrung warten musste. Doch Enkelin Louise interessierte sich ohnehin mehr für einen Glattbauchfrosch im Terrarium. "Der war lustig." Lustiger als der Bundespräsident. Jonathan und Silvan, Schüler des CJD Gymnasiums in Königswinter, sprachen Gauck an und ergatterten ein Autogramm.

In der Villa Hammerschmidt hatte sich der Bundespräsident am Morgen bereits mit Vertretern der großen wissenschaftlichen Organisationen getroffen. Es ging vor allem um die Finanzierung von Forschungsprojekten. "Wir brauchen verlässlichere Karrieren für junge Wissenschaftler", sagte Professor Karl Ulrich Mayer, Präsident der Leibniz Gemeinschaft.

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