Bundeskunsthalle zeigt gerettete Schätze aus Afghanistan

Eines ist gewiss: Die Ausstellung "Afghanistan. Gerettete Schätze", vom 11. Juni bis zum 3. Oktober in der Bundeskunsthalle zu sehen, wird die Kenntnisse über Afghanistan, dieses durch Krieg und Zerstörung geschundene Land, wesentlich erweitern.

Bonn. Eines ist gewiss: Die Ausstellung "Afghanistan. Gerettete Schätze", vom 11. Juni bis zum 3. Oktober in der Bundeskunsthalle zu sehen, wird die Kenntnisse über Afghanistan, dieses durch Krieg und Zerstörung geschundene Land, wesentlich erweitern.

Sie wird über die tagespolitischen Nachrichten hinaus den Blick in die kulturelle Vergangenheit richten, und zwar ganz ausdrücklich in die vorislamischen Epochen. Denn die Geschichte des Landes im Herzen Asiens, am Schnittpunkt weiter Handelswege, lässt sich bis in prähistorische Phasen der um 2 000 v. Chr. vorherrschenden Bronzezeit, über eine bis 150 v. Chr. andauernde hellenistische Hochblüte sowie römerzeitliche und nomadisch geprägte Kulturen zurückverfolgen.

Am Freitag verwiesen die Verantwortlichen der Bundeskunsthalle bei einem Pressegespräch auf das große Ereignis. Dass überhaupt 230 hochrangige Objekte im Westen gezeigt werden können, hat eine Vorgeschichte, die zum einen die 1922 gemeinsam mit den Franzosen begonnene afghanische Archäologie und zum anderen die Rettung der gefährdeten Kunstschätze betrifft.

Denn die Taliban haben 2001 nicht nur die berühmten Buddhas von Bamiyan zerschossen; sie haben auch unzählige kleinere Kunstwerke zerstört. Von ehemals rund 100 000 haben 23 607 Objekte den "Bildersturm" überstanden. Allerdings hatten einige weitsichtige Museumsleute bereits 1989 unter hohem persönlichen Einsatz etliche Kunstwerke in die Tresore der Zentralbank im Kabuler Präsidentenpalast verbracht - und sie haben Stillschweigen über den Verbleib bewahrt.

Diese Haltung ließ den Verdacht aufkommen, dass auch dieses Museumsgut zerstört sei, dass die Kostbarkeiten auf dem Schwarzmarkt verkauft oder wegen ihres Goldwertes eingeschmolzen worden seien. Nach dem Sturz der Taliban aber wurden die verbliebenen Schätze wieder ans Licht geholt - ein Glücksfall für die geschichtsbewussten Intellektuellen des Landes, die sich sehr wohl mit ihrer antiken Kultur identifizieren. Vor den Toren des noch beschädigten Nationalmuseum ist zu lesen: "A nation stays alive when its culture stays alive."

Die Rückführung des Bestandes in das Museum wurde allerdings zugunsten einer weit angelegten Wanderausstellung verschoben. Sie nahm 2007 - nach gründlicher Restaurierung in Paris - im Musée Guimet unter dem Titel "Verborgene Schätze" ihren Ausgang, um über Turin, Amsterdam sowie etliche Stationen in prominenten Museen der USA und schließlich in Kanada nach Bonn zu kommen.

Hier werden vier ausgewählte Fundschwerpunkte in vier Kabinetten mit "Einführungszonen" präsentiert: der bronzezeitliche "Schatz von Tepe Fullol" aus Baktrien, die hellenistischen Zeugnisse aus der durch Alexander den Großen eroberten Stadt Ai Khamun, der nomadische, von hellenistischen und ostasiatischen Einflüssen durchdrungene "Schatz von Tillya-tepe" und schließlich der "Schatz von Begram", den man durch Münzfunde um Christi Geburt datieren kann.

Auch in Begram lassen sich kulturelle Verschmelzungen - hier von griechischen und buddhistischen Stilelementen - beobachten. Gemeinsam bezeugen die vier Kapitel, dass Afghanistan auch für den westlichen Betrachter keineswegs nur ein exotischer, sondern auch ein uns vertrauter Ort antiker Kultur ist.

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