Bundeskunsthalle stellt ihr Programm in Venedig vor

Dem diesjährigen Vertreter des deutschen Pavillions, Liam Gillick, ist eine Perspektive gewidmet

Bundeskunsthalle stellt ihr Programm in Venedig vor
Foto: dpa

Bonn/Venedig "Wir lehnen das alte, von jahrhundertelanger Wollust erschöpfte und verblühte Venedig ab, obwohl auch wir es einst mit einem nostalgischen Traum liebten und besaßen." Robert Fleck, der Intendant der Bundeskunsthalle, zitiert diese Zeilen eines Manifests junger italienischer Künstler in seinem gerade erschienenen, sehr lesenswerten Büchlein über die Geschichte der Kunstbiennale in Venedig (Verlag Philo Fine Arts).

Flecks Liebe zur Biennale geht so weit, dass er sein Bundeskunsthallen-Programm für das nächste Jahre direkt am Canal Grande, im Palazzo Barbarigo della Terrazza verkündete, wo das Deutsche Studienzentrum Venedig untergebracht ist.

Fleck hat sich den diesjährigen Vertreter des deutschen Pavillons, den Briten Liam Gillick, für eine Retrospektive im kommenden Jahr gesichert. Für Fleck spielt der nicht unumstrittene Gillick "eine unheimlich große Rolle im Kunstbetrieb".

Ab April 2010 wird der Brite in Bonn aktiv werden. Fleck will die erste Überblicksausstellung Gillicks zeigen und ihn außerdem dazu animieren, sich zur Institution Bundeskunsthalle etwas einfallen lassen.

Dem eher spröden, intellektuellen Gillick wird Fleck die Schätze aus Byzanz in einer Parallel-Schau gegenüberstellen. "Wir müssen die Besucher kreuzen", sagt Fleck, und er meint damit, dass bei Führungen auch auf benachbarte Ausstellungen verwiesen werden soll.

Die zweite kulturhistorische Ausstellung des Jahres, "Das Gold der Baktrien", wird sich den Spuren eines Königreichs widmen, das im heutigen Afghanistan lag (ab Juni). Ein kulturhistorisches Panorama soll schließlich ab Dezember 2010 "Napoleon und Europa. Traum und Trauma" aufrollen.

Trotz dieser kulturhistorischen Schwergewichte wird in der Programmplanung eines deutlich: Der neue Intendant will in erster Linie das Kunstprofil der Bundeskunsthalle schärfen. Im Herbst dieses Jahres kuratiert er die Lüpertz-Ausstellung.

Im Oeuvre des Malerfürsten hat er nicht nur schwer brütende Mythenkunst gefunden, sondern auch Freches nach Pop-Art-Art. Die mit Gerhard Richter, Sigmar Polke und Georg Baselitz prominent besetzte Reihe der Künstlerporträts wird mit Thomas Schütte, 2005 mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig ausgezeichnet, fortgesetzt und verjüngt (ab Juli 2010).

Noch jünger wird die Ausbeute, wenn es ab Ende Januar unter dem Titel "Neugierig" um die Talentsuche von 17 führenden Sammlern geht, die jeweils ihre heißen Tipps zur Diskussion stellen dürfen. Spannend dürfte die Überblicks-Ausstellung "Wege zur Abstraktion in Lateinamerika" sein (ab Mitte September 2010).

Für das laufende Jahr kündigte Fleck noch Arno Fischer - Leitfigur der DDR-Fotografie - und eine Schau in eigener Sache an. Am 17. Oktober jährt sich die Grundsteinlegung der Bundeskunsthalle zum 20. Mal. In einer Ausstellung soll der damalige Architektur- und Ideenwettbewerb für eine Bundeskunsthalle dokumentiert werden.

"Ein Modellversuch war das, die Bundeskunsthalle ist es noch heute", sagt Fleck. "Von der Idee her sind wir noch immer ein Centre Pompidou ohne Sammlung - eine Ausstellungsmaschine."

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