Bundeskunsthalle präsentiert ihr neues Programm

Die Herren sind im Lot. Als sei überhaupt nichts passiert, empfangen Bundeskunsthallenintendant Robert Fleck und der Kaufmännische Direktor Bernhard Spies die Presse - und strahlen breiteste Zufriedenheit aus.

Facetten des Ausstellungsprogramms: Henry Courtenay Selous Bild "Eröffnung der Weltausstellung durch Queen Victoria", Teil der Victoria-and-Albert-Ausstellung.

Facetten des Ausstellungsprogramms: Henry Courtenay Selous Bild "Eröffnung der Weltausstellung durch Queen Victoria", Teil der Victoria-and-Albert-Ausstellung.

Foto: Bundeskunsthalle

Bonn. Die Herren sind im Lot. Als sei überhaupt nichts passiert, empfangen Bundeskunsthallenintendant Robert Fleck und der Kaufmännische Direktor Bernhard Spies die Presse - und strahlen breiteste Zufriedenheit aus.

Vergessen sind offensichtlich die Turbulenzen nach einem ziemlich schlechten Besucherjahr 2010, nach einer vehement geführten, etwas realitätsfernen Presse-Debatte über die Positionierung des Bonner Hauses zur zeitgenössischen Kunst.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Es wird alles wieder gut"Den Besuchern war offensichtlich zu viel Zeitgenössisches im Programm, etliche Medien sahen dagegen nach mutigen Vorstößen Flecks Unternehmen Moderne in Gefahr. Er sei nicht als Sachwalter für die Gegenwartskunst nach Bonn geholt worden, erklärt Fleck, es habe überhaupt im Vorfeld keine in irgendeine Richtung reglementierenden Forderungen vom Bund gegeben.Spies räumt ein: "Wir wollten 2010 zum Jahr der zeitgenössischen Kunst machen - das kann man mal machen." Er stehe zum Risiko, aber jedes Jahr sei das nicht möglich. Finanziell steht die Bundeskunsthalle bei stabilen Zuschüssen gut da, mit einer Million Euro plus schloss Spies 2010 ab: Die Verlängerung der Afghanistan-Ausstellung sparte 600 000 Euro Lagerkosten, das Oberlandesgericht Hamm sprach dem Haus zudem eine Million Schadensersatz zu, weil die privaten Wirtschaftsprüfer in dem Jahr, als der Bundesrechnungshof größte Mängel aufdeckte, geschlampt hatten.

So viel zur Vergangenheit. Programmatisch blickt die Bundeskunsthalle in die Zukunft. Mit der Liebermann-Schau liegt die Bundeskunsthalle auf Erfolgskurs, das restliche Jahresprogramm 2011 lässt spannende Ausstellungen erwarten. Und 2012 gibt es Angebote, für die das Etikett "sensationell" nicht zu hoch gegriffen ist.

Vor rund 20 Jahren verließ Anselm Kiefer, einer der bedeutendsten und international begehrtesten deutschen Künstler, seine Heimat, ging nach Frankreich. Seit 20 Jahren hat es in Deutschland keine Kiefer-Retrospektive gegeben. Das will Fleck ändern: Unmittelbar nach Eröffnung der documenta 13 in Kassel wird der Tross, so hofft man, nach Bonn weiterziehen, um die weltweit größte Kiefer-Sammlung zu sehen.

Der Duisburger Sammler Hans Grothe, Jahrzehnte mit dem Kunstmuseum Bonn verbandelt, zeigt seine privaten Kiefers, darunter 30 Großinstallationen. Das laufende Jahr hat im Sommer eine vielversprechende Schau zum japanischen Animationsfilm "Anime" zu bieten, der durch "Biene Maja", "Wickie" und "Heidi" bekannt geworden ist. Das Programm ist breit gestreut, reicht von Manga und Nintendo-Spielen bis zum Erotik-Comic.

2013 wird die Reihe durch ein Porträt der Pixar-Factory ("Findet Nemo", "Ratatouille") fortgeführt. Auf "Anime" folgt in diesem Jahr eine Kooperation mit dem ethnologischen Musée du Quai Branly in Paris, die unter dem Titel "Dogon" Weltkulturerbe aus Afrika präsentiert. Die Reise geht dann weiter nach London: Erstmals leiht das Victoria and Albert Museum (V&A), eines der ersten Häuser und sicherlich weltweit das bedeutendste Museum für Kunst und Design, 400 Exponate aus.

Der Gründer Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha hat 1837/38 in Bonn studiert - das wird natürlich Thema einer Abteilung der Schau. Prinz Charles, Schirmherr der Schau, kommt vielleicht nach Bonn. Die Verbindung zum Königreich wird auch 2012 gehalten. Da wird das British Museum mit einer Ausstellung in Bonn erwartet.

2012 ist ohnehin ein Galajahr: Die Bundeskunsthalle feiert parallel zum documenta-Start ihr 20-jähriges Bestehen. Neben der Kiefer-Schau gibt es etliche Höhepunkte: Den Gemeinschaftsarbeiten von Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat und Francesco Clemente widmet sich eine vielversprechende Ausstellung. Romy Schneider steht im Mittelpunkt einer Schau, die gemeinsam mit der Deutschen Kinemathek Berlin gezeigt wird und die Persönlichkeit und Karriere der Unvergesslichen nachzeichnen soll. Und dann geht es noch um "Lob der Torheit. Narren. Künstler. Heilige." Wahnsinn!

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