Ausstellung "Schönheit der Form" Bronze-Bildhauer Stanislaw Wysocki im Haus Schlesien

Königswinter · O-Ton Stanislaw Wysocki: "Ich will die Leute nicht erschrecken, belehren oder beraten ... Ich will ihnen Schönheit, Liebe und Wärme zeigen." Dass dies dem Breslauer Bildhauer, der sich selbst schlicht Stan Wys nennt, gelungen ist, zeigt die Ausstellung "Schönheit der Form" im Haus Schlesien.

 Schwungvolle Form: Stanislaw Wysockis "Karina".

Schwungvolle Form: Stanislaw Wysockis "Karina".

Foto: privat

Sie bestätigt überdies die unübersehbare Vorliebe des Künstlers für das weibliche Geschlecht. Die Maxime seiner Arbeitet lautet, die "Essenz der Weiblichkeit" herauszustellen. Sie offenbart sich vor allem in den Aktfiguren, die unwillkürlich eine Eva oder eine mythische Schönheit assoziieren.

Und davon gibt reichlich in allen Formaten: von zierlichen oder schon stattlichen Statuetten bis zu gut lebensgroßen Figuren. Folgerichtig finden sich in diesem Garten der Lüste kaum männliche Wesen - es sein denn, als Liebhaber in der Gruppe "Verliebtes Paar" oder im "Panta Rhei Duo". Wiederum kommt schon wegen seines Bewegungsflusses eine mythische Deutung in den Sinn, nämlich als sinnliche Meereswesen, als Triton und Nereide. Immerhin hat Stan Wys eine sich ähnlich schlängelnde "Schwimmerin" für ein Schwimmbad im polnischen Breslau (Wroclaw) geschaffen.

Einen Knaben aber gibt es doch zu sehen, die Statuette eines "Speerwerfers". Darin hat der Bildhauer, der übrigens noch vor seinem Kunststudium in Berlin Sport in Breslau studiert hat, das Motiv des antiken, alle Bildhauer faszinierenden "Doryphoros", des Speerträgers von Polyklet, in weit ausholender Bewegung variiert.

Vielleicht wichtiger noch als diese Ausbildung an der Universität der Künste war ein mehrjähriges Praktikum in der traditionsreichen Berliner Bildgießerei Hermann Noack. Hier nämlich hat Stan Wys einerseits das Handwerk des Bronzegießers bis zur Perfektion gelernt. Er ist ein Meister der Oberflächenbehandlung, ob er poliert, strukturiert oder patiniert. Andererseits traf er bei Noack, wo schon Georg Kolbe und Käthe Kollwitz gießen ließen, auf namhafte zeitgenössische Bildhauer, allen voran Henry Moore.

Er insbesondere hat dann auch Spuren im umfangreichen ?uvre des Polen hinterlassen, wofür sich die schöne "Eurydike" anführen lässt. Hier hat Stan Wys den Kunstgriff des Torsos genutzt, des gewollt unvollendeten Körpers, der die Aufmerksamkeit des Betrachters ganz auf die weichen Linien und das Volumen des Leibes lenkt. "Eurydike" ist dann auch ein beredtes Exempel für den virtuosen Umgang des Künstlers mit der Bronze, die er haptisch seidenweich poliert, (mit chemischen Essenzen) patiniert und in Teilen kostbar vergoldet hat. Sonst sind es fast immer die kleinen oder auf Andeutungen reduzierten Köpfe der aufrecht stehenden oder tordierten Statuen, die an den englischen Meister erinnern.

Stanislaw Wysocki ist im öffentlichen Breslauer Raum mit seinen eigenen Werken durchaus präsent; er hat aber auch Geschichtsbewusstsein bewiesen, als er für das im Krieg zerstörte Denkmal des Dichters Joseph von Eichendorff eine Replik herstellte. Übrigens steht jetzt im Garten des Hauses Schlesien der Vorentwurf der 1911 vom Frankfurter Bildhauer Alexander Kraumann geschaffenen Stand-Schreitfigur.

Haus Schlesien, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter, bis 27. Oktober; Di bis Fr 10-12 und 13 -17, Sa und So 11-18 Uhr

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