Brillante Kammermusik beim Festival in Rolandseck

Von Bach bis Schostakowitsch: Ein Feuerwerk an Rhythmus und Klangfarbe

Rolandseck. Wenn sich eine Handvoll von weltbekannten Solisten bei einem kleinen Festival am Rhein trifft, um gemeinsam Kammermusik zu machen, ist das schon ein besonderes Vergnügen.

In Rolandseck traten unter anderem Lisa Batiashvili, Guy Braunstein, Sol Gabetta und Emmanuel Pahud in wechselnden Besetzungen auf und beschertem dem Publikum ein außergewöhnliches Konzerterlebnis.

Das begann mit Bachs c-Moll-Doppelkonzert in der rekonstruierten Fassung für Oboe, Violine, Streicher und Basso continuo: Hinreißend frisch und feurig, ohne übertriebenen Respekt vor der barocken Aufführungspraxis, erklingen die beiden Ecksätze; und die Art, wie sich die Geigerin Lisa Batiashvili und ihr Ehemann François Leleux an der Oboe im Largo mit solistischer Bravour umspielen, ohne das hochkarätige Ensemble zu Statisten zu degradieren, ist ein Genuss.

Ein humoristisches Intermezzo folgt mit vier Walzern von Dmitri Schostakowitsch, die Lew Atoumyan für Flöte, Klarinette und Klavier arrangiert hat. Unterstützt von den präzisen Einwürfen der Pianistin Elena Bashkirova haben Gili Schwarzmann (Flöte) und Klarinettist Chen Halevi sichtlich Spaß daran, ihre Instrumente durch die spielerisch-schlichten Stücke tanzen zu lassen und sich dabei selbst im Walzertakt zu wiegen - darüber freuen sich auch die Zuhörer.

Eher sperrig dagegen gibt sich Rimsky-Korsakovs Quintett B-Dur für Flöte, Klarinette, Horn, Fagott und Klavier, das auch wegen der ungewöhnlichen Besetzung selten zu hören ist. Tatsächlich bleibt die Thematik des Werkes blass, kommen die unterschiedlichen Klangfarben der Instrumente - mit Ausnahme von Pahuds Flöten-Oberstimme - über weite Strecken nicht zu ihrem Recht.

Erst das abschließende Rondo mit seinem übermütigen Klarinettenthema, den wiederkehrenden Oktavsprüngen des Fagotts und einer Solo-Kadenz für jeden Einzelnen lässt den Funken überspringen.

Auch auf die für Pedalflügel komponierten sechs Kanonstücke op. 56 von Robert Schumann, eingerichtet für Violine, Cello und Klavier, hätte man verzichten können - doch dann wäre dem Publikum das wunderbare Zusammenspiel von Guy Braunstein und Sol Gabetta sowie der atemberaubend schöne Ton der Ausnahme-Cellistin entgangen.

Als Höhe- und Schlusspunkt eines langen Konzertabends eignet sich Dvoraks A-Dur-Klavierquintett op. 81 vortrefflich, und was der großartige Eric Lesage am Flügel, Lisa Batiashvili, Guy Braunstein, Ori Kam (Bratsche) und Zvi Plesser (Cello) hier präsentieren, ist ein wahres Feuerwerk an Rhythmus und Klangfarbe.

Unmittelbar berühren die wechselnden Stimmungen des ersten Satzes, die slawische Dumka ist ganz folkloristische Seligkeit, und grenzenlose Musizierfreude treibt das Werk seinem fulminanten Finale entgegen.

Der brillante Zusammenklang zeigt deutlich: Hier spielen Könner, die sich wirklich gut verstehen.

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