Biffy Clyro in Düsseldorf Brachiale Energie und seichte Hits

DÜSSELDORF · Die drei Schotten von Biffy Clyro geizen in Düsseldorf nicht mit sattem Sound, Lichteffekten und absoluter Hingabe zu ihrer Musik. Die ist mal brachial, mal poppig seicht, aber immer gut. Teilweise sogar überragend.

 Typische Pose oben ohne: Biffy-Frontman Simon Neil.

Typische Pose oben ohne: Biffy-Frontman Simon Neil.

Foto: dpa

Woran erkennt man, dass eine Band großen Erfolg hat? Sie spielt in immer größeren Hallen, die Touren werden länger, die Singles laufen im Radio. Und zu Weihnachten kommt ein Live-Album heraus; nur zwei Jahre nach der letzten Live-Veröffentlichung und zehn Monate nach dem Erfolgs-Doppelalbum "Opposites".

Und woran erkennt man eine der besten Live-Bands der Gegenwart? Die Antwort fällt simpler aus: Sie heißt Biffy Clyro. Zwar gilt für die drei Schotten, die seit Kindestagen als beste Freunde gemeinsam Musik machen, auch alles eingangs erwähnte. Doch was Biffy Clyro von vielen anderen unterscheidet, ist ihre Hingabe zur Musik, deren Qualität trotz der beschriebenen Entwicklung nicht ein Stück weit abgenommen hat.

Auch in Düsseldorf wird einmal mehr deutlich, dass ein veritabler Radio-Hit wie das umjubelte "Black Chandlier" allein nicht ausreicht, um ein Publikum zu begeistern. Höchstens um ein paar schmachtende Teenie-Blicke aus den ersten Reihen zu ernten. Die gewohnt oberkörperfreien Biffy Clyro liefern harte Arbeit ab. Sänger und Gitarrist (und Ehemann) Simon Neil springt von Podesten, rutscht auf Knien und bearbeitet sein Instrument, als würde er gerade in einem kleinen Club um seinen ersten Plattenvertrag kämpfen.

Die Johnstone-Brüder Ben am Schlagzeug und James am Bass geben der Musik von Biffy Clyro etwas druckvolles und drängendes und haben mit ihren Gesangsparts großen Anteil an der Unverwechselbarkeit der Band, die einer der wenigen ist, die sowohl in kleinen Clubs als auch auf großen Bühnen, wenn nicht sogar im Stadion funktioniert. Die restestlos ausverkaufte Mitsubishi-Electric-Halle ist da ein gutes Mittelding. Zumal der Sound an diesem Abend stimmt und nur am Anfang etwas zu basslastig ist.

Am Ende stellen Biffy Clyro fast jeden zufrieden: Die neuen Fans kommen mit vielen Songs des aktuellen Albums "Opposites" und des Vorgängers "Only Revolutions" auf ihre Kosten. Für die Alteingesessenen gibt es mit "57" und "Glitter and Trauma" ein paar Schmankerl. Auf die gefeierte Zugabe "Mountains" können sich ohnehin alle einigen. Krachende Fan-Favoriten wie "That Golden Rule", "Bubbles" oder die Mitgröl-Hymne "Who's got a match" gehören ebenso zum Pflichtprogramm wie die schnulzigen "God and Satan" und "Many of Horror".

Trotz der exquisit abgestimmten Bombast-Lightshow gibt es aber auch einige negative Seiten an diesem Abend: Die erste der beiden Vorbands hatte bereits um 19 Uhr vor einer recht leeren Halle angefangen zu spielen, die zweite war bereits um 20.30 Uhr fertig. Dabei hatte auf den Eintrittskarten, die immerhin 40 Euro gekostet haben, explizit 20 Uhr als Anfangszeit gestanden.

Zudem ärgerten sich einige Fans über extrem teures Merchandise. Anders, als oft bei Indie-Bands üblich, waren CDs (20 Euro) und LPs (30 Euro) teurer und nicht günstiger, als im Einzelhandel. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Biffy Clyro trotz all der brachialen, rohen Power, die sie auf die Bühne bringen, endgültig im Mainstream angekommen sind.

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