Kölner Live Music Hall Boyband Y-Titty feierte multimediale Party

Köln · Peter Gabriel macht sich Sorgen. Kein Mensch schalte sein Smartphone mehr ab, klagte der frühere Genesis-Sänger, 64, am Wochenende: "Diese Geräte vereinnahmen uns oft so sehr, dass wir das eigentliche Leben verpassen." Beim Tourneeauftakt der Kölner Boyband Y-Titty am Samstagabend in der Kölner Live Music Hall waren die Smartphones im Dauereinsatz, die leuchtenden Displays produzierten eine ganz eigene Lichtshow.

 Stimmungskanonen: Das Trio Y-Titty in der Live Music Hall.

Stimmungskanonen: Das Trio Y-Titty in der Live Music Hall.

Foto: Thomas Brill

Aber das kollektive Telekommunikations-Spektakel lieferte nicht etwa eine Bestätigung von Gabriels These - im Gegenteil. Die mobilen Telefone zeichneten für die meisten der 1500 Besucher eine aufregende Lebenserfahrung auf. Darüber hinaus waren die Smartphones Teil der Inszenierung.

Immer wieder forderten Philipp "Phil" Laude, Matthias "TC" Roll und Oguz "OG" Yilmaz ihr in der Mehrzahl junges Publikum auf, Aufnahmen von der Tournee-Premiere der Band zu machen. Die Y-Titty-Gemeinde sollte Teil der Show sein. Laude, Roll und Yilmaz sind das im Internet auf Youtube erfolgreiche Comedy-Trio Y-Titty. Unter anderem haben sie mit witzigen Song-Parodien Furore gemacht. Im August 2013 veröffentlichten sie ihr erstes Album. "Stricksocken Swagger" wurde ein großer Erfolg. Das lässt sich auch für die Stricksocken-Swagger-Tour prognostizieren. Ihr Auftakt in der Live Music Hall war ein in schrillen Begeisterungstönen gefeierter Erfolg.

Im Anschluss an die Kollegen von Digges Ding - "Ihr seid übergeil", lobten sie das engagierte Publikum - entfachten die drei Youtube-Stars eine regelrechte Y-Titty-Mania. Das steigerte sich noch, als der schwergewichtige "Trommler" ins Bühnengeschehen eingriff; man kennt ihn, wie Märchenonkel Sepp, aus den Y-Titty-Videos. "Der Trommler", wie er immer genannt wird, zog zur Musik von Strauss' "Also sprach Zarathustra" ein und wagte ein paar poetische Schritte zu Tschaikowkys Schwanensee-Musik. Danach spielten sie "Ständertime". Y-Titty hat einen weit gefassten Kulturbegriff.

Das multimediale Konzert vereinte Videokunst und Songparodie mit Nummern vom Album "Stricksocken Swagger". Die Texte darauf stammen weitgehend von Y-Titty, die Musik hat TheEmU, bürgerlich Emanuel Uch, zu verantworten. Er bringt mit elektronischen Mitteln Y-Tittys Wortkomik zum Tanzen, die in den besten Momenten so etwas repräsentiert wie Heinz Erhardt 2.0 - geistreich albern, pointenfit und selbstironisch.

Im Konzert surften die Texte auf einem vital pulsierenden Sound. Perfektionismus lag den Ausführenden, alle Anfang 20, nicht am Herzen, über manche Aussetzer während des Vortrags gingen sie selbstironisch lachend hinweg. Sehr sympathisch. Das Publikum hingegen, das auch eigene Wünsche artikulierte ("Auszieh'n!"), war vollkommen textsicher, da stimmte beim Mitsingen jedes Wort.

Die Parodie des Gotye-Hits "Somebody That I Used To Know" gehörte zu den Höhepunkten des Programms. Philipp Laude ist immer stark als trauriger Clown. Das vollkommene Glück fürs Publikum bescherten die Nummern am Ende des Abends: "Millionerds", "Der letzte Sommer" und "Halt dein Maul". Zahllose Smartphones zeichneten das Finale der Konzert-Party in der Kölner Live Music Hall auf.

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