Erfolgreicher Pop aus Deutschland Bosse begeistert zwei Abende lang im Palladium

Bosse füllt zwei Abende hintereinander das Palladium in Köln – warum eigentlich? Weil er Musik macht, die zum Mitsingen und Mittanzen animiert.

 Alles ist jetzt: Bosse im Palladium.

Alles ist jetzt: Bosse im Palladium.

Foto: Thomas Brill

Deutschsprachiger Pop boomt. Nicht erst seit gestern. Einer, der es spätestens seit seinem vorletzten Album „Engtanz“ geschafft hat, ganz vorne mitzumischen, ist Axel Bosse. Damals, 2016, stieg es als erstes seiner Alben auf Platz eins der deutschen Charts ein. Genauso gut konnte sich der Braunschweiger und Wahlhamburger Ende letzten Jahr mit dem Nachfolger „Alles ist jetzt“ platzieren. Jetzt hat der 39-Jährige Freitag und Samstag das Palladium in Köln gefüllt. Warum eigentlich?

Weil: Wären Endorphine Glühwürmchen, müsste die Luft nur so funkeln. Umgeben von seinen Musikern steht Bosse im Rampenlicht. Kein schöner Mann und auch keiner, der Wert auf eine besonders edle Garderobe legt. Dunkle Windjacke überm dunklen Sweatshirt zu dunkler Hose, alles ein bisschen verkrumpelt und verwaschen, unter aufgekrempelten Hosenbeinen lugen dunkle Socken und Turnschuhe hervor. Er singt davon, dass er ein „Wanderer“ war, ein „Facetime-Gesicht“, ein „streunender Hund“, aber nun seine Ruhe gefunden hat.

Inhaltlich (Ehe, Vaterschaft, Wegzug aus Hamburgs Stadtmitte) mag das stimmen. Aber so wie Bosse über die Bühne fetzt, hat ihn das kein bisschen seiner Energie gekostet. Zum ehrlichen Text gibt's jede Menge ehrlichen Schweiß.

Endorphine und Ehrlichkeit, beides vom ersten Moment an, vorangetragen von einer Musik, die zum Mitsingen und Mittanzen animiert. Der Album- und Tourtitel „Alle ist jetzt“ trägt dabei programmatische Züge, wird zum gerockten Carpe diem: „Das Leben ist kurz, zu kurz für ein langes Gesicht.“ Bosse formuliert nicht mehr und nicht weniger als den Anspruch eines jeden auf Glückseligkeit. „Augen zu, Musik an“ und „Tanz mit mir“? Ganz so einfach dann aber doch nicht. Auch politische Statements gehören dazu.

Zwischendurch wird die Menge aufs Wasserprojekt „Viva con Agua“ eingeschworen, das sich für sauberes Trinkwasser für diejenigen einsetzt, für die das keine Selbstverständlichkeit ist. Auch bei diesem Konzert, wo man seine leeren Becher lieber spenden soll, anstatt das Pfandgeld ins nächste Getränk zu investieren. Und dem Wind, der immer stärker von rechts bläst, hat Bosse ganz deutliche Worte entgegenzusetzen: „Wir sind gegen den braunen Mist!“ Bis zum Zugabenteil nach „Schönste Zeit“ vergehen die ersten 90 Minuten rasend schnell.

Nur kurz flackern da Erinnerungen ans Bosse-Konzert 2014 im E-Werk auf, wo sich der Gitarrist, Sänger und Songschreiber hatte einfallen lassen, die Halle komplett zu bestuhlen und sogar eine Pause anberaumte. Dann nämlich, wenn er es wieder einmal nicht lassen kann, das Publikum im Wechsel zum Setzen und Wiederaufstehen zu animieren. Willig machen das die meisten auch diesmal mit. Nur einige wenige widersetzen sich.

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