Interview mit Bernhard Helmich Bonns neuer Generalintendant über seinen ersten Spielplan

BONN · Bernhard Helmich tritt ab der Saison 2013/14 die Nachfolge von Klaus Weise als Generalintendant am Theater Bonn an. Wie der 61-Jährige seinen ersten Spielplan charakterisiert und was er zum Thema Sparen sagt, hat er im Interview erzählt.

Wie würden Sie Ihren ersten Bonner Spielplan charakterisieren?
Bernhard Helmich: Wir wollen Theater für die ganze Stadt machen; für alle Altersgruppen und für alle Bildungsschichten. Im Sprechtheater setzen wir ganz stark auf großartige Schauspieler und politische Inhalte, weil diese mit der historischen Bedeutung dieser Stadt zu tun haben. Im Musiktheater sind wir bestrebt, einen Spielplan durch alle musikgeschichtlichen Epochen zu machen. Einen Schwerpunkt legen wir auf die Oper des 21. Jahrhunderts.

Es gibt viele konkrete Bezüge zu Bonn, Braunfels hat "Der Traum ein Leben" in Bad Godesberg komponiert, und das Drama "Helmut Kohl läuft durch Bonn" spricht für sich. Wie wichtig ist Ihnen solche Verankerung?
Helmich: Das ist ganz entscheidend. Wir sind heute nicht mehr in einer Zeit, wo wir davon ausgehen können, dass es bestimmte Klassiker gibt, die alle kennen und wo alle hingehen, und dass das von Aachen bis Zwickau und von Flensburg bis Passau identisch ist. Sich mit der Stadt auseinanderzusetzen, in der man lebt, ist eine große Herausforderung.

In der Oper gibt es nur zwei Werke des Standardrepertoires: "Aida" und "Tosca", die übrigen sind eher unbekannt. Woher nehmen Sie den Mut für einen so ambitionierten Spielplan?
Helmich: Es sind zwar überwiegend unbekannte Titel, aber es sind alles Werke, von denen wir überzeugt sind, dass sie ein großes Publikum finden werden.

Worauf freuen Sie sich besonders?
Helmich: Auf "Pinocchios Abenteuer" von Jonathan Dove - ein herausragendes Stück des 21. Jahrhunderts. Besonders gespannt bin auch auf die Dramatisierung von "Karl und Rosa" aus Döblins epochalem Roman "November 1918".

Wie sehr hat sich bei der Planung die Reduzierung des Etats bemerkbar gemacht?
Helmich: Gar nicht. Sie sehen einen Spielplan, der nicht konventionell ist. Und ich bin fest davon überzeugt, dass - wie auch immer das Publikum das Ergebnis finden wird - niemand sagen kann, das sieht aus wie gespart.

Irgendwo muss der Einschnitt ja zu spüren sein. An welcher Stelle hat's denn wehgetan?
Helmich: Dieser Spielplan wird, was die Aufwendungen für die Kunst angeht, nicht ganz so viel kosten wie die vergangenen. Das wird man aber nicht merken. Aber wir werden nicht umgehen können, an einigen Stellen mit weniger Personal auskommen zu müssen. Das ist für die Mitarbeiter im Hause eine große Belastung.

Wie viele sind betroffen?
Helmich: Das wissen wir noch nicht ganz genau.

Gibt es im Ensemble der Oper Veränderungen?
Helmich: Es wird einige Neuzugänge geben, wenn auch weniger als beim Schauspiel. Aber es werden auch viele beliebte Sängerinnen und Sänger bleiben. Dazu gehört auch Miriam Clark.

Zur Person
Bernhard Helmich, 1962 in Idar-Oberstein geboren, studierte in Köln und Hamburg. Nach Theater-Stationen in Trier, Bielefeld, Dortmund und Leipzig wurde er 2006 Intendant in Chemnitz. Ab 2013/14 ist er als Nachfolger von Klaus Weise Generalintendant am Theater Bonn.

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