Bonner Kunstpreisträgerin recherchiert in Madrid und Helsinki

"Gelber Ginkgo, Ahornblätter, Indianerorange", das ist das Teilergebnis einer Recherche von Julia Schmid im New Yorker Central Park.

Bonner Kunstpreisträgerin recherchiert in Madrid und Helsinki
Foto: Thomas Kliemann

Bonn. "Gelber Ginkgo, Ahornblätter, Indianerorange", das ist das Teilergebnis einer Recherche von Julia Schmid im New Yorker Central Park. Die neue Bonner Kunstpreisträgerin hat diese Fundstücke zu Hause dann im Atelier stark vergrößert auf die weiße Leinwand gemalt, als sei es eine kalte wissenschaftliche Präsentation auf dem Leuchttisch.

So analytisch die Situation ist, so wunderbar offenbaren sich in Julia Schmids Malerei die Formen und Farben der Natur. Wie in einem Herbarium bringt sie die botanischen Eindrücke zusammen, konfrontiert sie mit einer recht bizarren Karte des Central Park. Bis zum Sonntag ist die New Yorker Arbeit von 2006/2007 im Foyer des Kunstmuseums zu sehen. Ein starker erster Eindruck eines vielversprechenden Projekts.

Julia Schmid, die 1969 in Wuppertal geboren wurde, in Arzdorf/Wachtberg bei Bonn aufgewachsen ist, nach einem Semester Anglistik in Bonn zum Kunststudium nach Braunschweig (H. G. Prager) ging, lebt heute in Hannover. Demnächst zieht es sie im Rahmen des Stipendiums, das zum Kunstpreis gehört, auf Reisen: Sie wird auf Kosten der IVG Immobilien AG deren Niederlassungen in Helsinki und Madrid besuchen, um dort vor Ort zu recherchieren und zu arbeiten.

Am Dienstag stellte sie sich und ihr Projekt in Bonn vor: An so unterschiedlichen Orten wie Helsinki und Madrid will sie anhand von Pflanzen individuelle Charakteristika erforschen, dabei möglichst touristische Erwartungen durchkreuzen, Landschafts- oder Städteporträts schaffen. Die Arbeit beginnt bereits in Deutschland, wenn sie anhand von Kartenmaterial und anderen Informationen ihren Trip vorbereitet. Ihr Konzept habe die Jury als "analytisches Verfahren" überzeugt, sagt Intendant Stephan Berg: "Julia Schmid hat sich eines klassischen Malereithemas angenommen, das eigentlich als obsolet gilt. Sie hat es aber völlig neu interpretiert."

Julia Schmid ist die zweite Preisträgerin nach dem neuen Modus des 1985 ins Leben gerufenen und 2009 modifizierten Kunstpreises der Stadt Bonn. Seit 2009 wird die inzwischen mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung alle zwei Jahre vergeben und ist mit einem von der IVG geförderten Arbeitsstipendium verbunden.

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