Bonner Kunstmuseum zeigt neue Arbeiten von Alexander Braun

Wenn am Mittwochabend im Kunstmuseum Bonn die Ausstellung "WienerWalden" eröffnet wird, kann man davon ausgehen, dass echte Zufriedenheit die Stimmung prägt.

Auf den Spuren von Henry David Thoreau: Alexander Braun im Bonner Kunstmuseum.

Auf den Spuren von Henry David Thoreau: Alexander Braun im Bonner Kunstmuseum.

Foto: Franz Fischer

Bonn. Wenn am Mittwochabend im Kunstmuseum Bonn die Ausstellung "WienerWalden" eröffnet wird, kann man davon ausgehen, dass echte Zufriedenheit die Stimmung prägt. Da sind zunächst die Museumsleute. Ihr Aufatmen wird hörbar sein, denn ihnen ist mit der veränderten Konzeption des Kunstpreises eine echte und jetzt sichtbare Aufwertung im Sinne eines Blickes über den Bonner Tellerrand gelungen.

Neben einem höheren Preisgeld erhält der Preisträger nun außerdem ein mehrmonatiges Stipendium für eine Atelierwohnung in einer europäischen Hauptstadt. Ein Angebot, das aus Sicht des aktuellen Kunstpreisträgers Alexander Braun optimal ist. "Man muss nicht, wie bei manch anderen Kunstpreisen, ein Jahr in die ?Karpaten' ziehen, sondern kann sein Werk dort voran treiben, wo es sinnvoll ist."

Das bedeutete für den 46-jährigen Braun, der in Bonn lebt, einen Aufenthalt in Wien und eine Reise an den Walden-See nach Massachusetts. Beide Orte spielen eine wichtige Rolle in Brauns Werkgruppe "Walden", einer ästhetisch vielseitigen und gedanklich dichten Arbeit, die der Künstler seit 2005 entwickelt. Auf seiner Reise an den Walden-See, in der Nähe von Boston gelegen, folgte Braun den Spuren des amerikanischen Philosophen Henry David Thoreau, der sich ab 1845 dort für zwei Jahre lang in eine selbst gebaute Hütte zurückgezogen hatte.

Es ist weniger das 1854 erschienene Kult-Buch "Walden or Life in the woods", in dem Thoreau über das einfache Leben in den Wäldern reflektiert, das Braun interessiert. Vielmehr reizt ihn der Wechsel zwischen Wildnis und Zivilisation, zwischen Natur und Kultur. Anschließend reist Braun nach Wien, wo er die "Geschichten aus dem Wiener Wald", dem bekannten Konzertwalzer von Johann Strauß und das gleichnamige Theaterstück von Ödön von Horváth in sein verwickeltes künstlerisches Beziehungsgeflecht aufnimmt.

Hinzu kommt das "Walden-Archiv", für das der Künstler Fotografien von Menschen in der Natur sammelt. Schließlich verwertet Braun seine Serie "Endymion", die den Mythos vom ewig schlafenden Jüngling mit der Sterblichkeit des Künstlers verknüpft. Aber was ist nun zu sehen? Bilder auf Holz, die mit Tusche und dünnen Lasuren das Liniengefüge von Bäumen nachzeichnen und mit eingeschriebenen Worten menschliche Vorstellungen auf die Natur projizieren.

In Bronze gegossene Äste, die nicht mehr an Bäumen hängen, sondern auf Filzplatten und Büchern stehen. Fotos aus amerikanischen und österreichischen Hotelzimmern, in denen ein anonymer Filzmann im Bett liegt. Eine Zweikanal-Videoinstallation mit Filzmännern, die im amerikanischen und im Wiener Wald mit Liedern gegen Rassendiskriminierung auftreten.

Alexander Braun hat eine Kunstwelt geschaffen, die ebenso komplex und beziehungsreich ist wie die reale Welt. Nicht die Darstellung eines Abbildes der Natur hat der Künstler im Sinn, sondern die Bestimmung des Standortes vom Menschen zur Natur. Mit dieser künstlerischen Auffassung, die ästhetisch hochwertige Arbeiten in äußerst komplexe, aber entschlüsselbare Zusammenhänge stellt, passt Alexander Braun bestens und nicht zufällig ins hiesige Kunstmuseum. Hier scheint sich in den vergangenen Jahren, mit Ausstellungen von Franz Ackermann, Daniel Roth oder Raimund Kummer, eine Bonner Spezialität herauszubilden.

Kunstmuseum Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 2, Eröffnung am Mittwochabend um 20 Uhr, bis 9. Januar, Di-So 11-18, Mi 11-21 Uhr. Der sehens- und lesenswerte Katalog wurde vom Künstler gestaltet und kostet 25 Euro. Interessant dürfte auch das Künstlergespräch mit Alexander Braun am 8. Dezember um 19 Uhr in der Ausstellung werden. Die Bewerbungsfrist für den nächsten Bonner Kunstpreis 2011 endet am 12. Dezember 2010.

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