Bonner Gärtnerhaus präsentiert Videoprojekt

BONN · Keine spektakulären Experimente, keine ausschweifenden Diskurse: Auf den Punkt gebrachte, straff komponierte, raffiniert ineinander verzahnte Videokondensate beherrschen das abgedunkelte Kurfürstliche Gärtnerhaus. Einzug gehalten hat hier das an der Londoner Goldsmith Akademie ausgebildete, derzeit an der Kölner Kunsthochschule studierende Nachwuchstalent Nico Joana Weber.

"Quadrathlow" nennt die 1987 geborene Künstlerin ihr in sich geschlossenes Projekt (England, 2007, 2008). Das Motto verweist auf die Tradition des Vierkampfs, in dem die individuellen Leistungen zweier Wasser- und Landsportarten (Schwimmen, Kanufahren, Radfahren und Laufen) in eine Gesamtbeurteilung einfließen.

Wohl ausbalanciert ist die sehenswerte Videoquadratur, wo der durch Standbilder, Menschenszenerien und Orterkundungen heraufbeschworene Bereich Sport zur Folie von komplexen Betrachtungen mutiert. Als Schwerpunkte schälen sich heraus: Zeit, Raum und Figur. Sachte öffnet die Künstlerin Tore zu einer hintergründig durchscheinenden sozialen oder existenziellen Metaphorik.

Herzstücke dazu verkörpern die Arbeiten "The Gym" und "Lido". Geisterhaft wirkt die stumme, von einer fiktionalen Bühne her zu verfolgende Choreografie eines in vier Farben zersplitterten Figurenteams; dieses durchrauscht in tänzerisch abgekarteter Manier das ebenfalls in vier geometrische Zonen unterteilte Parkett. Eingeblendet in den kontinuierlichen Rhythmus von Kommen, Agieren und Auflösen anonymer Gestalten ist der menschenentleerte Raum.

"Lido" gibt die Nahsicht frei auf zwei mit weißer Badekappe und bunten Badeanzügen ausstaffierten Schwimmerinnen, die per Zeitlupe in einer Art von Ladys Powderroom geradezu meditativ anmutende Übungen durchführen. In dieser eher poetisch grundierten Studie verschmelzen Individuum und Raumsituation zu einer sonderbaren, gelegentlich surrealen Einheit.

Kurfürstliches Gärtnerhaus, Bonn, Beethovenplatz, bis 26. Januar. Di -Sa 14 bis 18 Uhr, So 11 bis 14 Uhr.

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