Bonner finanzieren den Ankauf zweier Autographe

Schriftstücke bereichern die Geschichte des Beethoven-Denkmals

Bonner finanzieren den Ankauf zweier Autographe
Foto: Horst Müller

Bonn. Sensationell oder gar spektakulär sind sie gewiss nicht, die beiden Briefe, die demnächst in den Besitz des Stadtarchivs übergehen. Aber die Geschichte des Beethoven-Denkmals bereichern sie doch um einige interessante, neue Aspekte.

Beide Schriftstücke erreichten das Bonner Wettbewerbskomitee wenige Wochen vor dem 12. August 1845, dem Tag, an dem das Denkmal des Dresdner Bildhauers Ernst Julius Hähnel auf dem Münsterplatz enthüllt wurde. Den einen schickte der angesehene Bildhauer Ludwig Schwanthaler aus München am 24. Mai 1845.

Darin bedankt er sich für die Ehre, als Gutachter für den Hähnelschen Entwurf auserkoren worden zu sein, lehnt die Aufgabe aber wegen "dringender Verpflichtungen" ab und schlägt dafür den Bildhauer Johann Nepomuk Zwerger aus Frankfurt vor. Der nahm den Auftrag schließlich auch an.

"Wir wissen nun, dass Zwerger nicht die erste Wahl des Komitees war", schlussfolgert Norbert Schlossmacher, Leiter des Stadtarchivs. Der zweite Brief vom 21. Juli 1845 wurde in Bad Brückenau abgesandt und trägt eine königliche Unterschrift - die des bayrischen Königs Ludwig I.

Er sei zwar ein "großer Anhänger Beethovens, dieses geistvollen Tondichters Teutschlands", ließ der Regent seinen Kanzlisten niederschreiben, bedauere jedoch, die Einladung zur Einweihungsfeier nicht annehmen zu können, bleibe aber nichtsdestoweniger "dem Comite wohlgeneigter König Ludwig".

Die beiden Autographe ersteigerte Norbert Schlossmacher bei einer Auktion der Berliner Autographehandlung Stargardt. Der Verein "Bürger für Beethoven" hatte sich zuvor bereit erklärt, die Finanzierung zu übernehmen. Im Rahmen einer Mitgliederversammlung im Rheinhotel Dreesen stellte Norbert Schlossmacher die Schriftstücke vor.

Manfred Jung, der Vorsitzende der "Bürger für Beethoven", nutzte den Rahmen, um eine versachlichte Diskussion um das neue Festspielhaus anzumahnen, eine Diskussion, die mit Bildern wie "das Salzburg Beethovens" oder "der grüne Hügel von Bonn" ins "Pathetische, Nebulöse" sich zu verflüchtigen oder mit Menetekeln wie "unkalkulierbare Belastungen" ins "Defätistische" abzugleiten drohe.

Jung verlangte eine "Orientierung am faktisch Gegebenen und realutopisch Möglichen", nämlich am Potenzial aus drei Weltkonzernen, einer starken Politik- und Wissenschafts-Gemeinschaft, einem Weltzentrum der Beethoven-Interpretation (Beethoven-Haus) und den vor Ort ansässigen Medienanstalten. Das Positionspapier wurde von der Mitgliederversammlung zustimmend zur Kenntnis genommen.

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