Bonner Bundespresseamt zeigt umfangreiche Schau von Burkhard Mohr

Die mit 80 Karikaturen üppig bestückte Ausstellung im Bonner Bundespresseamt steht unter dem Motto "Krise to go!". Der Titel ist so aktuell, wie es viele von Mohrs Zeichnungen noch heute sind.

Bonner Bundespresseamt zeigt umfangreiche Schau von Burkhard Mohr
Foto: Burkhard Mohr

Ein riesiges Atomsymbol treibt eine Tsunami-Welle vor sich her, fegt Atommeiler und Häuser hinweg: Leser des General-Anzeigers konnten diese Karikatur von Burkhard Mohr am Dienstag auf Seite zwei sehen, der geglückte Versuch, Unfassbares in Schwarz und Weiß wiederzugeben.

Das gehöre eigentlich zu den Themen, die ihm gar nicht liegen, verriet Mohr am Dienstag vor der Eröffnung seiner mit 80 Karikaturen üppig bestückten Ausstellung im Bonner Bundespresseamt (BPA), deren Titel "Krise to go!" so aktuell ist, wie viele seiner Zeichnungen es noch heute sind. Mohr mag solche Themen wie die Katastrophe in Japan nicht, weil sie, wie auch die Finanzkrise, letztlich unerklärlich, kaum fassbar und nur als Chiffre darstellbar sind: "Sie haben kein Gesicht, da ist kein Feind oder Gegner identifizierbar."

Info Die Ausstellung ist bis zum 15. April von Monstags bis Freitags von 9 bis 16 Uhr im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Welkerstraße 11, zu sehen.Umgekehrt faszinieren Mohr Gesichter. Über die Mimik seiner Figuren gelingt der Einstieg in die Karikatur - "Mimik schafft Nähe", sagt der in Königswinter lebende Zeichner des GA. Da sind die riesige Kartoffelnase und das saftige Grinsen des Bonvivants Gerhard Schröder, die freudlos herabhängenden Mundwinkel von Angela Merkel, die Furchen auf Helmut Kohls Stirn und die mächtige Doppelkinnrolle. Das politische Personal der Bundesrepublik bekommt in der Mohr-Ausstellung einen schön sarkastischen Auftritt. Die wichtigsten Themen der vergangenen zehn Jahre hat er mit präzisem Strich und feiner Ironie eingefangen: Vom Gammelfleischskandal bis zu Google-Street-View. Ideal eingebettet ist die Schau zwischen "Spaß beiseite!" im Haus der Geschichte und der Karikaturensammlung im BPA-Pavillon. Bonn ist zurzeit eine Hochburg für politische Karikatur.

Manches mutet erstaunlich aktuell an. 2009 zeichnete Mohr ein Blatt zur Atompolitik. Da sagt ein Vertreter der Atomlobby zur Kanzlerin: "Was die Restlaufzeiten betrifft, Frau Merkel, rechnen wir ganz mit ihrer Amnesie." 2007 stehen zwei Männer in einem leeren Bahnhof. "Die Bahn streikt", sagt der eine. "Merkst du den Unterschied?", antwortet der andere. Blätter wie dieses zeigen den Fabulierkünstler, den Zeichner, der sich auch mal spielerisch in einer Szene verliert.

Mohr kann auch anders: Da verdichtet er eine Idee mit wenigen präzisen Strichen. "Reduktion bring Schärfe mit sich, wie ein Brennglas", sagt Mohr, "dann knallt es richtig."

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