Bonner Beethovenorchester begeistert Publikum auf Marktplatz
Menü in sechs Gängen - Leitung von Enrico Delamboye - Schmissige Sinfonik mit Stücken von Rossini bis Strauß
Bonn. Der Marktplatz, das Alte Rathaus - Bonns Sommerbühne. Wo tags zuvor noch Hardrock die Scheiben zittern ließ, erklang am frühen Sonntagabend vor einer beachtlichen Zuschauermenge muntere und schmissige Sinfonik: BOB (gleich Beethoven-Orchester Bonn) eröffnete mit einem musikalischen "Menü in sechs Gängen" die neue Saison.
Als "Maître de cuisine" trat aber nicht der neue Orchesterchef Stefan Blunier ans Pult, sondern Enrico Delamboye, derzeit 1. Kapellmeister an der Oper Köln. Bühnenmusik scheint ihm zu liegen, denn das "Entrée", die Ouvertüre zu "Leichte Kavallerie" von Franz von Suppé geriet ebenso klangprächtig wie feinnervig, wenn auch dank der Verstärkung über zwei Lautsprechertürme im Stile alter Monoaufnahmen zusammengedrückt.
Nach dem "Amuse gueule" (mit "Frühlingsstimmen"-Walzer und "Krapfenwaldl-Polka" von Johann Strauß) servierte man Rossinis "Barbier"-Ouvertüre und die Arie der Rosina "Una voce" als "leichte" Zwischenspeise. Herausragend hier (wie auch später): Sigrún Pálmadóttirs geschmeidig-linearer Gesang nebst filigranen Koloraturen und ungekünsteltem Charme.
Massenets Meditation aus "Thais" und die Arie ("Ah, je ris") der Marguerite aus Gounods Faust" leiteten zur "Hauptspeise" über, Leoncavallos Intermezzo aus "Pagliacci" und der Arie der Musetta aus "La Boheme". Sigrún Pálmadóttir leuchtete das Stück nuancenreich aus, soweit es die vergröbernde Akustik der Freiluftsituation zuließ. Als Dessert tischte das gut aufgelegte BOB Slawische Tänze von Dvorak auf, am Stand des Orchesters verteilte man in samtrotes Papier gewickelte Bonbons, bekanntlich auch das neue Symbol für das aktuelle Programm. Da konnte man also schon mal das Auspacken üben.
