Kommentar zur Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn und der Fall Gurlitt

Meinung | Bonn · In der Haut der Ausstellungsmacher der Bundeskunsthalle möchte man nicht stecken, die Bonner Institution hat mit einer Ausstellung zum Fall Gurlitt eine Herkulesaufgabe übernommen.

Die Ausstellungshalle des Bundes hat von ihrer obersten Chefin, der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Monika Grütters, eine Aufgabe bekommen, die sich als Büchse der Pandora entpuppt. Bonn soll im Herbst zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste den Stand des Falls Gurlitt dokumentieren – ein Himmelfahrtskommando.

Denn noch längst ist nicht restlos geklärt, wem alle 1500 Werke einst gehörten, die Cornelius Gurlitts Vater, der von den Nazis hofierte Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, einst zusammenraffte. Fast 700 Werke gelten als Verdachtsfälle für NS-Raubkunst, erst fünf wurden zurückgegeben.

Es erscheint mehr als fragwürdig, in diesem frühen Stadium der Ermittlungen bereits eine Ausstellung ins Auge zu fassen. Zumal sich im Moment in der Gurlitt-Forschung einiges tut. Gerade ist eine Biografie erschienen, eine weitere ist angekündigt, ab April stehen zudem 17 Kisten mit Dokumenten aus dem Gurlitt-Nachlass für Recherchen im Bundesarchiv bereit. Viel zusätzliches Material für eine Schau, deren Vorbereitungen, so hört man, bereits abgeschlossen sind.

Ist das Ganze nur „die fragwürdige Gurlitt-Show der Monika Grütters“, wie „Die Welt“ orakelt? Ist es der zum Scheitern verurteilte Versuch, auf einen Schlag die Versäumnisse der Deutschen bei der Provenienzforschung und der Restitution wettzumachen und die Wirkungslosigkeit der 1,9 Millionen Euro teuren „Taskforce Schwabinger Kunstfund“ zu bemänteln? Im Herbst wissen wir mehr.

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