Bochumer Kabarettist im Pantheon

Die schönsten Texte von Jochen Malmsheimer in der Bundesstadt

Bonn. Wer die Welt mit seinen Augen sieht, der wird nicht umhin kommen, ihrer absurden Komik gewahr zu werden. So oder ähnlich würde Jochen Malmsheimer es wohl selbst in Worte fassen. Denn mit nichts spielt er lieber.

Und warum? Weil er es kann. Und wie. Dem Kabarettisten aus Bochum einen Abend lang zuzuhören, ist tatsächlich ein Hochgenuss. Die Mischung aus einer ausgesprochen lebhaften - mitunter auch ins Cholerische abdriftenden - Vortragsweise und dem genüsslichen Gebrauch literarischer Formulierungen von anno dazumal ist sein Rezept für Satire vom Feinsten.

Allein die degoutante Beschreibung des deutschen Durchschnitts-Wohnzimmers ist die Eintrittskarte wert. Zu wahrer Hochform läuft Malmsheimer bei seinen eigenen Jugenderinnerungen auf. An wilde Feten in den Partykellern verreister Eltern, mit literweise "Pennerglück" und einem Nudelsalat, der unter der Schreibtischlampe schon nach 30 Minuten sein Eigenleben entfaltete und deshalb von den Schulfreunden kurzerhand Walter getauft wurde.

Doch da schließlich jedes Lebensalter seine ganz speziellen Herausforderungen kennt, folgt dieser Episode eine weitere nicht minder dramatische. Frei nach dem Motto "Der Deutsche ist ein Bastler, und der Schwede hat´s gemerkt" neigte Malmsheimer weiland angesichts mehrerer erfolgreich zusammengezimmerter Regale offenbar zur grenzenlosen Selbstüberschätzung und versuchte sich an einem Schlafzimmerschrank. Was er damit erlebt hat, spottet jeder Beschreibung.

Und Spott ist Malmsheimers starke Seite. Die Voraussetzung dafür sind eine beeindruckende Beobachtungsgabe und die ungebrochene Lust, andere an den daraus gezogenen Schlüssen teilhaben zu lassen. Und das möge er bitte noch lange tun.

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