Bewegte Kunst im Vorübergehen

Das neue Kunstwerk "Farbwechsel - en passant" am "Skulpturenufer" zwischen Remagen und Rolandswerth wird stets aktiv, wenn ein Passant im Vorübergehen einen Bewegungsmelder ausgelöst hat.

Bonn. An sonnigen Herbsttagen, wenn viel los ist auf dem Radweg zwischen Remagen und Rolandswerth, wird auch die Kunst verstärkt in Bewegung geraten. Das neue Kunstwerk "Farbwechsel - en passant" am "Skulpturenufer" wird stets aktiv, wenn ein Passant im Vorübergehen einen Bewegungsmelder ausgelöst hat.

Otmar Sattel aus Berlin hat sich diese wunderbare Arbeit ausgedacht und dabei elegant den Bogen geschlagen zwischen der Kunst von Hans Arp, dessen Frau Sophie Taeuber-Arp und dem heutigen Betrachter in seiner technikorientierten Realität.

Seit zehn Jahren existiert zwischen Remagen und dem Arp Museum das Kooperationsprojekt "Skulpturenufer", zu dem immer wieder Künstler eingeladen werden, um eine ortsspezifische und dauerhafte Installation umzusetzen. Seit vergangener Woche kann man nun das Farb- und Bewegungsspiel von Otmar Sattel "en passant", also im Vorbeigehen, genießen und dabei selbst Teil des Geschehens werden.

In den Kassetten der Trassenkonstruktion der Bahn montierte der Künstler große motorbetriebene Markisen in den Farben Schwarz, Grün, Beige, Rot, Orange, Gelb, Blau und Anthrazit. Jedes Mal, wenn ein Passant oder Radfahrer den Bewegungsmelder auslöst, heben und senken sich die Markisen-Bildtafeln, vom Computer im zufälligen Rhythmus gesteuert.

In der Farbgebung habe er sich von der legendären Bar "Aubette" in Straßburg inspirieren lassen, deren Innengestaltung in den 1920er Jahren von Sophie Taeuber-Arp und ihrem Mann geplant und ausgeführt wurde, erzählt Sattel. Das lebendige und nicht vorhersehbare Spiel aus Farbe und Bewegung ergänzt der Künstler mit technischer Raffinesse durch das vielleicht bekannteste Gedicht von Hans Arp und bezieht somit neben Farbe, Bewegung und Zufall auch die für Arp so wichtige Sprache in den künstlerischen Rückbezug ein.

Jetzt kommen allerdings vor allem Smartphone-Besitzer auf ihre Kosten, denn die vier Strophen von Arps Gedicht "Opus Null" von 1924 gibt es nur verschlüsselt. Das Gedicht hat Sattel in sogenannte QR Codes (Quick Response Codes) übertragen und sowohl im Siebdruckverfahren auf vier der Markisen als auch auf kleinen Täfelchen darunter angebracht.

Ein kurzer Klick mit dem Smartphone genügt, um das Gedicht auf einer entsprechenden Internetseite lesen zu können. Wer weiß, vielleicht geht die Rechnung des Künstlers auf und eine junge Generation lässt sich auf diesem Wege an die dadaistische Poesie - "Ich bin der große Derdiedas ..." - heranführen. Mit Sicherheit aber wird dies nicht der einzige QR Code in der zeitgenössischen Kunst bleiben.

Skulpturenufer Remagen, der "Farbwechsel" befindet sich am Fahrradweg zwischen Remagen und dem Arp Museum. Informationen zum Skulpturenufer unter www.arpmuseum.org. Anfragen zu geführten Touren per Rad oder zu Fuß unter Tel. (0 22 28) 94 25 63.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort