Beueler Theater Marabu zeigt "Bis einer weint"

Einladung zum 29. Theatertreffen in Berlin - "Wenn ich mal traurig bin, trink ich einen Korn"

Beueler Theater Marabu zeigt "Bis einer weint"
Foto: Marabu

Bonn. Mancher mag es als Stück über den Tod sehen, doch es geht weit darüber hinaus. Jedes Jahr zeigt die Junge Bühne Bonn ein mit jungen Darstellern erarbeitetes Stück für relativ kurze Zeit im Theater Marabu an der Brotfabrik und geht gerne auch damit auf Tour.

Wegen des Erfolgs bei Kritik und Publikum wird das Stück vom letzten Jahr "Bis einer weint" noch einmal für vier Aufführungen ins Programm aufgenommen. Der Besuch lohnt sich besonders für Jugendliche und Eltern mit Kindern in der schwierigen Phase des Erwachsenwerdens, denn deren Ängste und Nöte versucht das Stück in einer losen Kette assoziativer Spielarten eine Stimme und einen Ausdruck zu geben. Am Anfang steht jedoch ein leerer Stuhl.

Jeder der vierzehn jungen Darsteller hat ein solches Sitzmöbel, nur eines bleibt leer in der Mitte des Raumes stehen. "Tja, der?" erklärt eine der Schauspielerinnen, "der kommt nicht mehr." Er sei "irgendwie abhanden gekommen. Verloren gegangen. Vermutlich aus freien Stücken." Ja, es geht hier um den Tod. Aber vor allem auch darum, wie ein junger Mensch "abhanden kommen" kann. Welchem Druck und wie wenig Rückhalt erfahren Teenager heutzutage und welche Mittel haben sie, damit umzugehen?

"Bis einer weint" zeigt nur exemplarisch einige Situationen und malt kunstvolle Bilder der Abgründe jugendlicher Lebenswelten. Zwischen vernachlässigenden Eltern und Unachtsamkeit durch die Freunde tun sich die Löcher auf, die das Stück zu erforschen versucht. Zweifellos der gänsehautträchtigste Höhepunkt ist, als die jungen Darsteller unsichtbare Babys in den Schlaf wiegen und dabei "Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu" singen. Und ganz allmählich mischt sich dazwischen das Lied "Wenn ich einmal traurig bin, trink ich einen Korn", wird immer dominanter und aggressiver, bis es dem Publikum nur noch entgegen geschrien wird.

Es ist die eine Stelle, an der das meist junge Publikum spontanen Szenenapplaus spendet. Aber das Stück steckt voll von solchen Bildern und Ideen. Eine Darstellerin erzählt angenehm lächelnd von ihrem geistigen und physischen Absturz nach einer Enttäuschung, ein Anderer muss sich die spitzen Beleidigungen seiner Freunde bis zum Zerreißen anhören und alle zusammen marschieren zu einem traurigen Tom Waits-Song und deuten in Gesten ihren Selbstmord an.

In den letzten Minuten sackt das Stück ab, die Bilder wirken beliebig oder aufgesetzt und unfreiwillig komisch. Aber die 50 vorhergehenden Minuten sind eine gute Begründung für die Nominierung für das 29. Theatertreffen in Berlin, die "Bis einer weint" erhielt.

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