Kölner Live Music Hall Beth Hart - Gefühle aus tiefster Seele

KÖLN · Als Beth Hart in den Neunzigern in dem Musical "Love Janis" die Rolle von Janis Joplin übernahm, war es bereits keine Rolle mehr. Ähnlich wie bei Joplin bestimmten Alkohol und Drogen das Leben der Sängerin und Musikerin aus Los Angeles, die bei der US-Casting-Show "Star Search" entdeckt worden war.

Mittlerweile ist die 41-Jährige auf einem guten Weg, ihre überragenden musikalischen Qualitäten haben sich weiter entfalten können, und mit der Grammy-Nominierung ihres gemeinsam mit Joe Bonamassa eingespielten Albums "Seesaw" scheint auch die verdiente breite Anerkennung jetzt ganz nah. In der Kölner Live Music Hall bejubelten rund 1000 Fans ihre grandiose Art, Gefühle aus tiefster Seele ungefiltert in rockigen, bluesigen, souligen Gesang zu verwandeln.

Mit "Baddest Blues" präsentiert sie sich zunächst solo am Piano, ohne Show-Firlefanz, als ob sie sagen wollte, seht - oder besser noch - hört her, so bin ich, und das ist gut so. Ihre Stimme geht bei keiner Note auf Distanz zu ihrer Persönlichkeit, ob zartes, fast brüchiges Vibrato oder das ungezügelte Herausschreien, Erniedrigung oder Wut, alles ist höchstpersönlich durchlebt, oft auch durchlitten.

Beth Hart muss nicht erst Ike & Tina Turners Klassiker "Nutbush City Limits" covern, um zu beweisen, dass sie durchaus mit Tinas Röhre mithalten kann. Sie kann aber auch anders, etwa mit Melody Gardots "If I Tell You I Love You", ebenfalls vom "Seesaw"-Album, das sie als laszive Blues-Chanteuse intoniert.

Ihre Songs "Leave the Light On" oder "Caught Out In The Rain" haben die bezwingende Intensität von Tagebucheintragungen, die jemand im Zustand einer extremen Verzweiflung und eines Verlassenheitsgefühls zu Papier gebracht hat. Der begeisterte Applaus am Schluss wirkt häufig wie ein Befreiungsakt, für die Sängerin, aber auch für das Publikum.

Die unmittelbare Direktheit, mit der sie ihren oft prekären Seelenzuständen Ausdruck verleiht, zieht das Publikum magisch an wie einst Amy Winehouse, nur mit dem Unterschied, dass die Amerikanerin in ihrem Ehemann eine liebevoll-kompetente Stütze erfahren hat. Da macht es dann offenbar auch nichts, wenn man gemeinsam im hässlichsten Haus eines Blocks wohnt, wie sie in der Zugabe "The Ugliest House On The Block" erzählt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort