Kultur in Bonn Bernhard Helmich findet OB-Ideen "absurd"

BONN · Dem Generalintendanten der Bonner Bühnen, Bernhard Helmich, fällt zu den kulturpolitischen Gedankenspielen des Oberbürgermeisters zunächst nur ein Wort ein: "Absurd." Wie berichtet, will Jürgen Nimptsch ab 2018, wenn Helmichs Vertag ausgelaufen ist, weitere zehn Millionen an Oper und Theater sparen, notfalls die Oper mit dem Kölner Haus fusionieren.

"Es ist schwierig genug, die vorgegebenen 3,5 Millionen Euro jährlich einzusparen - aber machbar", so Helmich. "Aber es ist doch absurd, dass wir unseren konstruktiven Teil beim Sparen leisten sollen mit der Perspektive, dass man das Theater danach schließt" Für den Bühnen-Chef steht fest: "Zehn Millionen sparen hieße, das Theater vollständig zu zerschlagen." Nicht nur mit Blick auf 2020, also den 250. Geburtstag Beethovens, "glaube ich nicht, dass das irgendjemand in Bonn will".

Rolf Mautz, lange Jahre als Schauspieler in Bonn tätig und Mitglied des Landesvorstands der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA), hat nur eine Erklärung für Nimptschs erneuten Vorstoß: "Er bereitet seinen Wahlkampf vor und sucht die Stimmen aus dem Sport und aus der schweigenden Mehrheit, für die Theater eine Veranstaltung der Eliten ist", so der gebürtige Bad Godesberger.

Der Stadtsportbund (SSB) nimmt dagegen "mit großer Befriedigung die Tatsache zur Kenntnis, dass Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch erneut darauf hinweist, dass die städtischen Ausgaben für die Oper und das Schauspiel in der Zukunft drastisch gesenkt werden müssen", sagt SSB-Sprecher Michael Nickels. Die Vereinsinitiative Pro Sportstadt Bonn hatte bei ihrer Gründung vor gut zwei Jahren bereits angeregt, durch eine Fusion der Opern in Köln und Bonn Kosten zu sparen.

Nickels: "Es gibt in Deutschland sicherlich keine andere Stadt, die verglichen mit ihrer Einwohnerzahl so viele Spielstätten hat wie Bonn. Und wenn auch der Bund der Steuerzahler das so sieht, kann das ja nicht ganz falsch sein." Umfragen belegten, dass die Bürger das kulturelle Angebot von Oper und Schauspiel in Bonn für deutlich überdimensioniert hielten; in anderen Bereichen, etwa im Sport, sähen sie deutlichen Verbesserungsbedarf, so Nickels.

Wenn es nach dem SSB ginge, "müsste man auch das Kunstmuseum hinterfragen mit seinem 5,5 Millionen-Euro-Etat und rund 90.000 Besuchern pro Jahr. Diese Besucherzahl schaffen auch fast die Baskets, die ohne Zuschüsse auskommen." Nickels fragt: "Von welcher Institution profitieren die Stadt und ihre Einwohner mehr?"

Für Ferdinand Kösters, Vorsitzender der Opernfreunde Bonn, ist die Antwort klar. Eine Fusion mit der Kölner Oper lehnt er jedenfalls ab. Kösters: "Leider kann sich Herr Nimptsch nicht von seinen Fusionsvorstellungen trennen, obwohl nachweislich bisher alle Fusionen - etwa Gelsenkirchen und Wuppertal, Weimar und Erfurt oder Hannover und Hildesheim - gescheitert sind.

Der gebetsmühlenartig vorgebrachte Vergleich der Städte Düsseldorf und Duisburg war keine Fusion, denn Duisburg hatte zuvor keinen eigenen Opernbetrieb." Unterstützung erhält Nimptsch für seine Forderung, den Rhein-Sieg-Kreis in die Finanzierung der Oper einzubinden. Doch Landrat Frithjof Kühn lehnt das ab (siehe Kasten).

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