6. Poppelsdorfer Schlosskonzert Beissel dirigierte letztes Schlosskonzert der Saison

Poppelsdorf · Der Mensch macht es sich bekanntlich gerne einfach. Dazu gehören Etiketten und Schubladen. Denn so scheint das Leben, und alles was damit zusammenhängt, überschaubarer zu werden. Schwierig wird es aber, wenn es dann mal klemmt.

 Dirigent Heribert Beissel am Samstag im Arkadenhof des Poppelsdorfer Schlosses.

Dirigent Heribert Beissel am Samstag im Arkadenhof des Poppelsdorfer Schlosses.

Foto: Horst Müller

Wenn etwa in der Musik jemand in Schubladen mit Bezeichnungen wie Barock, Klassik oder Romantik nicht passen will. Der wird dann schon mal gerne vergessen.

So hätte das 6. und letzte Poppelsdorfer Schlosskonzert durchaus den Titel "Zwischen den Stühlen" tragen können. Das allerdings trifft natürlich nicht auf die Klassische Philharmonie Bonn und ihren Dirigenten Heribert Beissel zu. Sie saßen, wie gewohnt, fest und souverän im musikalischen Sattel.

Zu seiner Zeit hochberühmt, heute bestenfalls noch dem Namen nach bekannt, ist Louis Spohr. Die Schubladen wurden ihm zum Verhängnis: nicht mehr Klassik, noch nicht richtig Romantik. Aber was für eine Musik! Das demonstrierten Dirigent und Musiker eindringlich mit Spohrs 2. Klarinettenkonzert.

Idealer Solist war Alexander Hildebrand, der als ausgewiesener Kammermusiker ein delikates Wechselspiel mit einem fein aufspielenden Orchester auskosten konnte: virtuos und formbewusst. Und zarte Kantilenen wie etwa die entzückende Duopassage zwischen Klarinette und Fagott im ersten Satz wurden ganz Kind der Romantik.

Das tänzerisch gestaltete Rondo mit seinem originellen Solo-Paukenbeginn machte einen Kehraus, in dem Spohr der traditionellen Form eine fidele Nase zu drehen scheint.

Im "Dazwischen" liegt auch die 1. Sinfonie des jugendlichen Mendelssohn Bartholdy: nicht mehr den frühen Streichersinfonien zugehörig, aber noch ganz im Schatten ihrer berühmten späteren Schwestern.

Vital und gleichzeitig luftig durchmaßen Beissel und sein Orchester dieses Werk, und ließen die Voranklänge an die "Italienische Sinfonie" oder den "Sommernachtstraum" aufblitzen. Fast märchenhaft geriet der Mittelteil des Menuetts.

Ganz klassisch wurde der Auftakt des Konzertes mit Mozarts Pariser Sinfonie gemacht. Heiter und gelöst aufgespielt, konnte der Zuhörer ahnen, welche Freude es Mozart gemacht haben muss, für die Pariser Aufführungen für - damals - richtig großes Orchester schreiben zu können.

Mit einem "Lied ohne Worte" von Felix Mendelssohn Bartholdy bedankten sich die Musiker - auch für die Treue der Bonner zu den Schlosskonzerten, die seit 50 Jahren unter Leitung von Heribert Beissel stehen.

Mit Worten dankte der Dirigent, der sich wie so oft vor dem Konzert und in der Pause unter sein Publikum mischte - uneitel und zum Anfassen: "Ich freue mich schon tierisch auf die Konzerte im nächsten Sommer."

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