Kings of Leon in der Lanxess-Arena Bei "Sex on Fire" kocht die Stimmung über

KÖLN · Wer die Kings of Leon vor sechs Jahren im Kölner E-Werk erlebte, sah ein junges bärtiges, religiös fundiertes Familienunternehmen am Werk, das mit anmaßender, abweisender Attitüde klar zu verstehen gab: "Wir machen Musik, sonst nichts. Wem das nicht passt, der kann ja zu einer dieser Stadionbands gehen!"

 Caleb Followill (links) ist Frontmann des Familienunternehmens "Kings of Leon".

Caleb Followill (links) ist Frontmann des Familienunternehmens "Kings of Leon".

Foto: Thomas Brill

Hinter der arroganten Fassade steckte viel jugendliche Selbstvergewisserung. Heute sind fast alle Followills in den sicheren Hafen der Ehe eingekehrt, werden Väter, und die Kings of Leon sind eine der ehemals verpönten Arena-Bands geworden. Und sie wirken geerdet. Niemand hampelt auf der Bühne herum, in die hölzerne Art des Vortrags ist ein Hauch mehr Bewegung und Showbizz geraten.

Matthew Followill bearbeitet zu Beginn des Konzerts seine Gitarre mit den Zähnen. Das mag er sich von Jimi Hendrix abgeschaut haben, ohne die Geste dramatisch wie jener auszubauen. Sänger Caleb Followill hat an seiner Maulfaulheit gearbeitet. Viermal wendet er sich an diesem Abend mit knappen Bemerkungen an das Publikum. "Geht's euch gut, Guys?" und "Ich freue mich darauf wiederzukommen!" ist der Höhepunkt an verbaler Nähe, die er zu seinen Fans aufbaut.

Die Kings of Leon leisten sich eine Light-Show, die ohne Pomp Stücke angemessen untermalt. Caleb wird auf zwei großen und vielen kleinen Bildschirmen immer wieder in Szene gesetzt. Er ist als einziger Bartträger übriggeblieben und der Götterfunke der Band. Seine rostige, klagende Stimme scheint auch ein Telefonbuch singbar zu machen. Sie macht den Unterschied zu anderen zurzeit angesagten Rockbands aus.

Der älteste Bruder der Followills ist aber auch derjenige, der das Unternehmen Kings of Leon mit Alkoholproblemen an den Rand des Auseinanderfallens brachte. Eine abgeblasene Amerika-Tour und Streitereien in der Familie waren die Folge. Er macht an diesem Abend den Eindruck, an seinem Problem gearbeitet zu haben.

Die Kings beginnen mit zwei Titeln ihres Erfolgsalbums "Only by the Night". "Closer" kommt dynamisch rüber. "Crawl" wird lässig mit flirrender Gitarre gespielt. Caleb bedankt sich mit einem knappen "Thank you". Wenig Worte, aber viel Erfolg bei den Fans.

Zwei Stücke später ein weiterer "Gefühlsausbruch" von Caleb: "Great to be here". Die Kings of Leon steuern zu diesem Zeitpunkt dem ersten Höhepunkt des Abends zu: "Black Down South" und "Pyro". Sie nutzen die aufgeheizte Stimmung, um Stücke ihres ersten Albums "Youth and Young Manhood" günstig zu platzieren. Auch diese Songs aus einer Zeit, in der die Kings Indierock mit Bluesriffs mischten, werden von einem Publikum beklatscht, das die Band erst wahrnahm, als sie schon Stadionrock machten.

Mit "It Don't Matter" wird ein Vorgeschmack auf das unveröffentlichte neue Album "Mechanical Bull" gegeben. Rock & Roll mit bratzender Gitarre in Hochgeschwindigkeit. Könnte über eine komplette Albumlänge nicht allen gefallen. Danach beginnt mit einem neu eingefärbten "On Call" der von Caleb versprochene Hitteil.

Die Dynamik des Konzerts wird Stück für Stück um einen Pegel weitergedreht, um endlich in "Sex on Fire" zu explodieren. Der Titel lässt alle Stücke zuvor wie ein Vorspiel wirken. Die Stimmung der vollbesetzten Kölner Arena kocht über wie in einem zu klein geratenem Kessel. Die Kings of Leon nehmen die Euphorie mit einem aufputschenden Zugabenteil geschickt auf.

Keines ihrer fünf Alben haben sie an diesem Abend ausgelassen. Wer die Kings will, bekommt sie nur im Gesamtpaket. Wer die Hits will, muss warten. Gut so. Am Ende freuen sich alle wie Bolle.

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