Stadtmuseum Siegburg Bei Nachtführung auf den Spuren der Stadtgeschichte

SIEGBURG · Die Lichter waren eine Stunde zuvor ausgegangen. Und auch als Peter Wendland die Pforten des Stadtmuseums am Samstag für eine Gruppe von rund 30 Erwachsenen und Kindern wieder öffnete, blieb es dunkel.

 Der Museumsgeist taucht immer wieder unvermittelt auf und beschert der Nachtführung gruselige Momente.

Der Museumsgeist taucht immer wieder unvermittelt auf und beschert der Nachtführung gruselige Momente.

Foto: Paul Kieras

Mit einer Laterne startete der "Museumsführer" zu einem besonderen Rundgang, bei dem sich auch der Museumsgeist zeigte. Unter dem Titel "Hexendämmerung" bot er eine schaurig-schöne, unterhaltsame und lehrreiche Nachtführung bis in die tiefsten Kellergewölbe des geschichtsträchtigen Gebäudes, in dem der Komponist Engelbert Humperdinck geboren wurde und das schon Lateinschule und Rathaus war.

Bei seinem zweistündigen Ausflug in die Geschichte bezog Wendland seine Begleiter immer wieder in seine spannenden Erzählungen ein. Erst wenn sie seine Aufgaben lösten, erhielten sie weitere Informationen. So erfuhren die "Nachtwandler" am Modell des Brennofens im ersten Stock einiges über Siegburg als Töpferstadt und deren Blütezeit bis zum 17. Jahrhundert. In der Abteilung "Engelbert Humperdinck" ging es um Siegburgs größten Sohn, der 1880 Richard Wagner kennenlernte und als dessen Assistent bei der Uraufführung des Parsifal (1882) in Bayreuth mitwirkte.

Die Tür zur Aula öffnete sich erst, als die Teilnehmer ein Quiz lösten. In großer Runde lauschten sie dem alten englischen Volkslied "Greensleeves", das Wendland auf der Gitarre spielte und das Iris Wessel sang. Dann malten sie gemeinsam eine Hexe. Jeder durfte genau zwei Striche auf einem Papierbogen setzen, dem futuristisch anmutenden Porträt gaben sie den Namen "Krissella".

Mit einer Laterne in der Hand zeigte der Museumsführer seiner Gruppe den Weg durchs dunkle Haus ins Forum, wo es nach Weihrauch roch. Schemenhaft war dort ein Mönch zu erkennen, der die Geschichte der Stadt und ihrer Mönche zusammenfasste. Der Inhalt kleiner Schachteln wies den weiteren Weg. Unter anderem ein Rosenkranz und ein Hexagramm ließen Unheimliches erahnen.

In dem gespenstisch illuminierten Raum, in dem zwischen 1636 und 1638 vermutlich die "peinlichen Befragungen", wie die Folter genannt wurde, stattfanden, erinnerte Wendland an die Zeit des Hexenwahns, der zu 19 Hinrichtungen in Siegburg geführt hat. Er berichtete vom berüchtigten Hexenkommissar Franz Buirmann aus Rheinbach, schilderte das Schicksal der Opfer am Beispiel von Kündtgen (Kunigunde) Meurer, die am 16. September 1636, hingerichtet wurde und stellte beliebte Foltermethoden vor.

Nicht ganz so grausam ging es am Pranger ("Käx"), der einmal am Hühnermarkt stand, im Kellerraum nebenan zu. Am Käx kettete man Bürger wegen übler Nachrede oder Betrügerei an, die beschimpft, bespuckt oder mit Eiern beworfen werden durften. Wie sich das anfühlte, konnte Paul (13) erleben. Er stellte sich an den Steinpranger, die Schmach durch die übrige Gruppe hielt sich in Grenzen. Ihm, seinem Bruder Tristan (13) und den anderen Kindern gefiel die Führung ebenso wie den Erwachsenen. "Ich konnte mir zunächst nichts unter der Veranstaltung vorstellen, jetzt bin ich begeistert", sagte Irene Folgmann-Gregulla.

"Hexendämmerung" heißt es erneut am Samstag, 7. März, und am 12. April im Stadtmuseum Siegburg. Die Nachtführungen beginnen um 18 Uhr und dauern etwa 2,5 Stunden. Erwachsene zahlen 20, Kinder unter 14 Jahren 15 Euro Eintritt. Anmeldung per E-Mail an info@peter-wendland.de.

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