Kammerkonzert des Beethoven Orchesters Baiba Skride, Daniel Müller-Schott und Xavier de Maistre zu Gast

BONN · Wenn sich drei internationale Star-Solisten zusammentun, kommt dabei nicht zwangsläufig gute Kammermusik heraus. Doch beim 6. BOB-Kammerkonzert im Beethoven-Haus wirken Baiba Skride, Daniel Müller-Schott und Xavier de Maistre vom ersten Ton an wie ein seit Jahren aufeinander eingespieltes Trio.

"Das Instrument der Engel" ist der Abend überschrieben, und das prächtig vergoldete Lyon & Healy-Exemplar steht nicht nur auf der Bühne im Mittelpunkt, sondern auch im Programm: Und noch während sich so manche Dame im Publikum fragt, wer denn nun schöner ist, Xavier de Maistre oder doch seine Harfe, eilt der erste Satz des Trios von Jacques Ibert schon im dynamisch-leichten Sechsachteltakt vorüber.

Das der Harfe spielenden Tochter des Komponisten gewidmete Werk entstand 1944 in finsteren Zeiten, atmet aber so viel Charme, Humor und Eleganz, dass die drei nicht viel mehr tun müssen, als ihr Können in den Dienst eines musikantischen, elastisch federnden Zusammenspiels zu stellen.

Was bei Ibert vorzüglich gelingt, das funktioniert auch im zweiten Trio des Abends, dem spätromantischen Rausch der Harfen-Legende Henriette Renié (1875-1956), das keineswegs nur das Instrument der Komponistin in virtuosem Glanz erstrahlen lässt, sondern auch Violine und Cello.

So lebt etwa das gesangliche Andante mit seinen berückenden dynamischen und harmonischen Steigerungen vom überirdisch süßen, brillanten Ton, den Baiba Skride ihrer Stradivari zu entlocken versteht, genauso wie von der warmen, in jeder Lage edlen Stimme des Goffriller-Cellos von Daniel Müller-Schott.

Seinen ganz großen Moment hat Xavier de Maistre mit Gabriel Faurés Impromptu Nr. 4 für Harfe solo: Die aufregenden Kadenzen und harmonischen Finessen des Paradestücks bieten dem Virtuosen die Gelegenheit, die große dynamische und klangfarbliche Bandbreite des Engelsinstruments mit den unterschiedlichsten Spieltechniken gebührend darzustellen.

Und wenn einer wie de Maistre mit filigranen Figuren zaubert, kann man zwischen ganz leisem Zirpen und mächtigem Rauschen nur staunen, wie viele himmlische Idiome die Harfe sprechen kann. Sehr angeregt ist auch das Gespräch zwischen Geige und Cello in Ravels fulminanter C-Dur-Sonate, von der die Kritiker nach der Pariser Uraufführung 1922 behaupteten, sie sei ein Massaker an den Solisten.

Die zwei im Kammermusiksaal können darüber nur lachen: Mit selbstverständlicher Meisterschaft bewältigen Baiba Skride und Daniel Müller-Schott die halsbrecherischen Pizzicati, Flageoletts und anderen Kunststücke der Sonate. Diese wird zu einem vor Spannung vibrierenden Dialog zweier Partner, die einander in Temperament und Intellekt absolut ebenbürtig sind, die sich gegenseitig anstacheln, miteinander räsonnieren, schelten, singen und klagen können.

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