Rüdiger Safranski Autor stellte umfangreiche Goethe-Biografie vor

BONN · Wenn eine Biografie über Johann Wolfgang von Goethe erscheint, dann findet sie naturgemäß ein großes Publikum. Und wenn diese Biografie auch noch von Rüdiger Safranski geschrieben worden ist, dann schnellen die Verkaufszahlen erst recht in die Höhe.

 Goethe-Experte Rüdiger Safranski.

Goethe-Experte Rüdiger Safranski.

Foto: dpa

Holger Schwab vom buchladen 46 hat den Autor ins LVR-Landesmuseum eingeladen, dessen für Kino, Konzerte und Vorträge genutzter Saal im Untergeschoss mit 275 Zuhörern ausverkauft ist. Das ist einerseits keine Überraschung und andererseits die Oberkante dessen, was in Bonn in punkto Lesung möglich ist. Und gäbe es nicht noch einen weiteren Safranski-Termin in Siegburg, hätte ein wesentlich größerer Veranstaltungsort gebucht werden müssen.

Allen populären Ausflügen des kollektiven Goethe-Vermächtnisses zum Trotz (erinnert sei insbesondere an die aktuelle, erfolgreiche Kinokomödie "Fack ju Goethe"), stellen etwa zwei Dutzend Schüler die Ausnahme von der Regel dar - die deutliche Mehrheit im Auditorium bildet das Bildungsbürgertum der früheren Bundeshauptstadt. Gastgeber Schwab bricht zu Beginn, was sehr angenehm ist, mit der ironischen Präsentation einer vom Hanser Verlag ausgelieferten "Goethe-Tischdecke" die bleiern-sakralen Schwingungen im Raum ein wenig auf, die einem Goethe-Vortrag unweigerlich innewohnen. Nach wie vor.

"Shakespeare ist der Autor der neueren Literatur, von dem wir am wenigsten wissen", sagt Safranski am Anfang einer bedauerlicherweise etwas trockenen Lesung konventionellen Zuschnitts. "Goethe ist der Autor, von dem wir am meisten wissen. Einen sensationellen Fund kann man da nicht mehr machen", stapelt das Biografien-Schwergewicht Safranski, der unter anderen bereits Heidegger, Schiller, Schopenhauer und Nietzsche porträtierte, bewusst tief. Viele Menschen hätten den Geheimrat nach dessen Erfolgen mit "Götz" und "Werther" für ein Naturwunder oder gar einen Heiligen gehalten, sagt Safranski. Und so ist es wohl nur konsequent, wenn er in einem (Freud'schen?) Versprecher Goethe mit Gott verwechselt. Es ist jedenfalls die pointierteste Stelle des Abends.

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