Ludwig Museum Koblenz Ausstellung über den italienischen Filmregisseur Federico Fellini

KOBLENZ · In François Truffauts "Die amerikanische Nacht" - einem Film über die Dreharbeiten zu einem Film - fragt eine in die Jahre gekommene, dem Alkohol verfallene und somit nicht mehr textsichere Diva den Regisseur: "Darf ich einfach Zahlen aufsagen, wie ich es bei Federico Fellini gelernt habe?"

 Impresario mit Posaune: Federico Fellini am Set von "La Strada".

Impresario mit Posaune: Federico Fellini am Set von "La Strada".

Foto: Fondation Fellini Suisse / VG Bild-Kunst Bonn, 2013

Diese Marotte war nur eine unter vielen des großen italienischen Filmregisseurs, dem das Ludwig Museum in Koblenz eine Ausstellung gewidmet hat, die die vielfältigen künstlerischen Facetten des "Maestro" beleuchtet, aber auch einen Blick freigibt auf den "Menschenfänger" Fellini, der seine Protagonisten für seine Zwecke ausgenutzt und manipuliert hat.

So zeugt ein geradezu flehender Brief eines jungen, drallen unscheinbaren Mädchens mit beigelegter Nackt-Fotografie von der Sehnsucht vieler Möchtegern-Schauspieler, mit dem "Maestro" zu drehen: "Dear Mr. Fellini, Can you use me in your next film?" Und tatsächlich sprach Fellini oft Menschen wegen ihres markanten Äußeren auf der Straße an, um ihnen dann in seinen Filmen einen kurzen Moment der Berühmtheit zu schenken.

Denn wenn man mal von seinem Alter Ego Marcello Mastroianni und seiner Frau Giulietta Masina absieht, drehte er selten öfters mit einem Schauspieler, die er, der schon als Kind gerne mit Handpuppen spielte, eher als Marionetten an seinen Fäden betrachtete. Besetzt hat er sie nach seinen Skizzen, die der ehemalige Karikaturist diverser italienischer Zeitschriften vor seinen Filmprojekten angefertigt hat.

Einige der 250 ausgestellten Objekte, die hauptsächlich aus der Fondation Fellini im schweizerischen Sion stammen, erleben in Koblenz sogar ihre "Welturaufführung", wie das Porträt eines Freundes, das Fellini auf eine benutzte Serviette zeichnete. Und damit Donald Sutherlands Gesicht, eigentlich schon markant genug, auch exakt seiner Filzstiftzeichnung von Casanova entspricht, ließ er für den Schauspieler Kinn- und Nasenprothesen herstellen, deren Originale hier nun neben Masken aus dem Film in einer Vitrine liegen.

Die Fabulierlust seiner Filme spiegelt sich auch in den deftig-erotischen Zeichnungen seiner großbusigen Muse Anna Giovannini, einem Selbstporträt als Frau und in seinen knallbunten Traumbildern wieder, die er wie ein Tagebuch jeden Morgen gemalt hat. Mittelpunkt der ebenso sinnlichen wie faszinierenden Ausstellung sind aber die vielen schwarz-weißen Set-Fotografien, auf denen er sich nicht selten darin gefällt, mit Megafon und Schal den "Impresario" zu geben.

Auffallend auch seine wohl aus der Kindheit stammende Lust - als er keinen noch so kleinen Wander-Zirkus ausließ - den Clown zu spielen: bis ins Detail machte er seinen Schauspieren vor, wie sie agieren sollen. Einen schönen Kontrast bieten die farbigen Set-Fotos von "Achteinhalb" zu den in Schwarz-Weiß gedrehten Filmbildern, die die Atmosphäre am Dreh noch einmal von einer ganz anderen, künstlerischen Seite beleuchten.

Natürlich fehlen auch nicht im Bild festgehaltene Begegnungen mit anderen großen Regie-Kollegen wie Jean-Luc-Godard, Roberto Rossellini, Vincente Minnelli, Luchino Visconti oder Andrei Tarkowski und Beobachtungen seiner Stars und Laiendarsteller bei der Arbeit im Studio. Und so verlässt man diese sehenswerte Ausstellung in dem Gefühl, etwas tiefer in die Welt des Film-Magiers eingetaucht zu sein - aber auch mit dem Verlangen, seine Filme neu zu entdecken.

Info: Ludwig Museum Koblenz, Danziger Freiheit . Bis 19. Januar 2014 (Di-Sa 10.30-17 Uhr, Sonn- und Feiertage 11-18 Uhr. Infos: www.ludwigmuseum.org

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