August Macke in Bonn Ausstellung kommt im Herbst nach Bonn

BONN · Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit." Dieses viel zu viel strapazierte Bonmot von Karl Valentin trifft ausnahmsweise akkurat die Situation, in der sich August Macke bereits im September 1911 befand, als er über seine aufreibende Arbeit als Ausstellungsmacher und kulturpolitischer Strippenzieher klagte, die immer mehr Raum einnahm und Macke zu selten Freiräume im Atelier übrig ließ.

 August Macke: "Kolonnade mit Segelboot II", 1913/14, aus Privatbesitz.

August Macke: "Kolonnade mit Segelboot II", 1913/14, aus Privatbesitz.

Foto: MUSEUM

Er träumte von einer Auszeit, um sich neu zu sortieren und wieder mehr der Malerei widmen zu können. Doch die Aufgaben häuften sich: Die Sonderbundausstellung 1912 in Köln musste vorbereitet werden; 1913 lag die Premiere der "Rheinischen Expressionisten" im Bonner Kunstsalon Cohen, an die gerade das Kunstmuseum Bonn und das August Macke Haus erinnern; und dann musste der wichtige Erste Deutsche Herbstsalon in Berlin organisiert werden.

Das große Aufatmen kam für den umtriebigen Macke erst Ende September 1913: Mit seiner Frau Elisabeth, den beiden Söhnen Walter und Wolfgang und dem Hausmädchen Anni Breuer reiste Macke für acht Monate nach Oberhofen an den Thunersee im Berner Oberland. Wer die Bilder sieht, die hier entstanden oder später nach Skizzen im Bonner Atelier gemalt wurden, kann ermessen, wie gut Macke das Naturerlebnis, die Muße und der Kontakt zu dem benachbarten Malerfreund Louis Moilliet tat: "Es ist hier allerdings so herrlich, dass ich einstweilen noch ziemlich unter dieser Herrlichkeit zu leiden habe. Es ist fast zu schön hier im Garten am See in der Sonne zu sitzen", schrieb Macke über sein Luxusproblem.

"August Macke und die Schweiz", dieses spannende Thema bearbeitet eine Ausstellung im Kunstmuseum Thun, die nicht nur eine Künstlerfreundschaft beleuchtet und einzelnen Motiven wie dem berühmten Seiltänzer nachspürt - in der "Varieté-Arena" auf dem Rathausplatz in Thun sah Macke im Oktober 1913 den Hochseilartisten Eugen Knie. "Es war ein Bild von seltener Farbigkeit und einem Kontrastreichtum, wie man ihn nicht oft sieht", notiert Elisabeth Macke in ihren Erinnerungen, "für August waren das ganz tiefe künstlerische Erlebnisse und Eindrücke." Was diese Impressionen im Werk des Malers auslösten, wie es sich veränderte, ist Thema dieser mit hervorragenden Arbeiten bestückten Schau, die nach dem Auftakt in der Schweiz im Herbst nach Bonn ins August Macke Haus reist - sicherlich die Ausstellung des Jahres im Macke Haus.

Das Kunstmuseum Thun hat bedeutende Werke aus dieser für Macke vielleicht entscheidenden Phase in der Schweiz zusammen getragen, das Bonner Kunstmuseum und das Macke Haus sind als Leihgeber ebenso vertreten wie das Kunsthaus Zug oder das Kunstmuseum Basel.

Die Motivreihe der "Passanten" ist mit wunderbaren Werken vertreten. Landschaften und Seeimpressionen zeigen einen Maler, der sich mit flüchtig gesetzten Farbflecken zwar zusehends von der Gegenständlichkeit löst, doch nie den Weg in die reine Abstraktion geht.

Kunstmuseum Thun, Schweiz; bis 1. September. Di-So 10-17, Mi 10-19 Uhr. Der Katalog ist bei Hatje-Cantz erschienen (39,80 Euro). Vom 11. Oktober 2013 bis 19. Januar 2014 ist die Ausstellung in einer reduzierten Form im Bonner August Macke Haus zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort