Landesmuseum Ausstellung "High Tech Römer" zum Mitmachen

BONN · Für die ganze Familie: Die neue Ausstellung gibt in über 30 interaktiven Wissensstationen einen Eindruck von der Ingenieurskunst und überragenden Logistik der Römer.

 Eine Bonner Schulklasse hat das Ausstellungsschiff der "High Tech Römer" geentert.

Eine Bonner Schulklasse hat das Ausstellungsschiff der "High Tech Römer" geentert.

Foto: Kliemann

Dass Wellness keine Erfindung unserer Tage ist, wird jedem klar, der die antiken Thermen in Trier oder Rom gesehen hat, die wohlige Wärme durch ein Hypokaustum erhielten. So nannten die Römer ein raffiniertes Netz von Leitungen für erhitzte Luft, das in den Mauern und Fußböden verborgen war.

Dass auch die SMS-Kurzsprache, Rechenmaschinen, komplizierte Hebemechanismen ihren Ursprung bei den alten Römern haben, dürfte weniger bekannt sein. Ob sie dadurch gleich "High Tech Römer" genannt werden sollten, bleibt dahingestellt.

Dieses Attribut verleiht ihnen jedenfalls eine sehr gelungene Mitmach-Ausstellung im Bonner LVR-Landesmuseum, die in enger Kooperation mit dem Museum Het Valkhof Nijmegen, dem Museon Den Haag (beide in den Niederlanden) und dem Technopolis Mechelen (Belgien) einen Blick auf den Erfindungsgeist der Römer wirft.

Die Ausstellung für Besucher "von 0 bis 99", wie Museumsdirektorin Gabriele Uelsberg meint, gibt in über 30 interaktiven Wissensstationen einen Eindruck von der Ingenieurskunst und überragenden Logistik der Römer, von einer Gesellschaft, die mit Disziplin, Intelligenz und Akribie Erstaunliches entwickelt hat.

Das reicht von einem umsichtig geplanten, hervorragend ausgebauten Straßen- und Wegenetz, das das Imperium Romanum erschloss, über ein komplexes Wassersystem, das mittels Leitungen und Aquädukten etwa Millionen Liter Wasser täglich nach Rom brachte. Von der Quelle bis zum antiken Wasserhahn: Der Weg war minutiös geplant und perfekt ausgeführt - einiges hat sich bis heute erhalten.

Kinder und erwachsene Besucher erfahren in den einzelnen Stationen zum Beispiel, wie das Straßennetz ausgebaut wurde, wie Architekten im alten Rom arbeiteten - mit Kuppeln und Bögen sowie Mauertechniken, die noch heute Standard sind. Im Modell eines antiken Kampfschiffes greifen Besucher nach den Rudern und werden von einem Trommler auf Takt gebracht - was gar nicht so einfach ist.

Das Militär, Strategische Überlegungen und der Drang nach Expansion waren die Motoren für technische Innovationen. Das Wegenetz, die Kommunikation, die mittels Flaggensignalen Hunderte Kilometer weit von Limesturm zu Limesturm entlang der befestigten Grenze funktionierte: All dies diente dem Militär, dem Imperium Romanum.

Technische Meisterleistungen stellen auch die Katapulte der Römer dar. Der Besucher darf zielen und schießen - eine Ballista und ein weiteres Katapult stehen bereit, um auf Zielscheiben zu schießen. Auch das Kettenhemd eines Legionärs kann besichtigt und angehoben werden - zwölf Kilo ist es schwer.

Die Mitmach-Aktionen reichen vom Bauen mit Aquäduktelementen über das Rechnen mit dem Abakus und dem Wassertransport mittels Archimedischer Schraube bis zum Touch-Screen, der die Beziehung zwischen der auf Abkürzungen basierenden Amtssprache der Römer und der SMS unserer Tage erläutert.

Der Screen erklärt dem Besucher auch, wie man einen Kabeljau zubereiten kann oder wie man in der Antike mit Naturpigmenten Skulpturen anmalte.

Multimedia wird ohnehin in der High-Tech-Römerschau groß geschrieben: Überall gibt es QR-Codes, bestehend aus einer quadratischen Matrix aus schwarzen und weißen Punkten, die mit modernen Handys "gelesen" werden kann und Zusatzinformationen liefert. Das gab's bei den Römern noch nicht.

LVR-Landesmuseum
Colmant-Straße 14-16; bis 2. September. Di-Fr, So 11-18, Sa 13-18 Uhr. Informationen unter www.rlmb.lvr.de Die Zeitschrift epoc hat zur Ausstellung das sehr lesenswerte Heft "Rom - Imperium der Ingenieure" herausgebracht, 7,90 Euro. Am 17. Juni gibt es den Familientag "Der Ball ist rund - High Tech Römer im Fußballfieber"

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