Salut Salon in der ausverkauften Bonner Oper Aus Noten wird Parfum

BONN · Vor einigen Jahren traf der Autor dieser Zeilen in der Künstlergarderobe des Pantheon vor dem Auftritt von Salut Salon die beiden Gründungsmitglieder zum Interview.

Iris Siegfried und Angelika Bachmann erwiesen sich in dem funkensprühenden Gespräch gleichermaßen hoch dosiert wortgewandt, kunstsinnig, schlagfertig und charmant. Seinerzeit war das Pantheon zwar ganz ordentlich besucht, aber nicht voll besetzt. Beim jüngsten Bonner Gastspiel spielte das Damenquartett in der ausverkauften Oper.

"Die Nacht des Schicksals" lautet der herrlich altmodische Titel des aktuellen Programms, und diese Losung vereint elementare Assoziationen wie Drama, Romanze und Entscheidung. Wer die vier Damen von Salut Salon kennt, weiß, dass solcherlei Interpretation immer auch mit einer (selbst-) ironisch angehobenen Augenbraue verbunden ist. "Wenn ich mich hier so umschaue, muss ich sagen, das Schicksal hat es gut mit uns gemeint", sagt Iris Siegfried, mit der es das Schicksal übrigens besonders gut gemeint hat, eingangs mit Blick in das ausverkaufte Opernhaus.

Die dunkelhaarige Violinistin wird mit ihren Bühnenpartnerinnen Angelika Bachmann (Violine), Sonja Lena Schmid (Cello) und Anne-Monika von Twardowski (Klavier) eine unwiderstehliche Visitenkarte hinterlassen; eine souveräne Demonstration musikalischer Grenzüberschreitungen. Wie herrmannesque, das heißt fugitiv-flirrend und im wiederkehrenden Flirt mit der Dissonanz, sie Modest Mussorgskys "Hexensabbat" interpretieren, wie traumhaft kontemplativ "Das alte Schloss" aus Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung"! Um hernach das willfährige Publikum mit Franz Liszts "Mephisto-Walzer" und einer berauschend komplexen Improvisation von Nino Rota zu fesseln.

Mit der Astor Piazzolla gewidmeten Suite aus "Sommer in Buenos Aires" und "Die Wiederauferstehung des Engels" verwandeln die beseelten Musikerinnen Noten in Parfum. Solche lyrisch betörenden Passagen harmonieren in dem Programm erstaunlicherweise mit einem Medley aus Fernsehmelodien, Gastauftritten der Handpuppe Oskar, eigenen und plattdütsch gesungenen Chansons sowie Spezialeffekten am Klavier, wo es auch einmal knallt und qualmt. Das Publikum springt von den Sitzen und spendet begeistert Beifall. Salut Salon sind am 14. Dezember mit ihrem Weihnachtsprogramm erneut in der Bonner Oper zu Gast.

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