Köln Aus für Philipp Kaiser am Museum Ludwig

KÖLN · Erst Mitte Oktober hatte er "sein" Museum Ludwig auf den Kopf gestellt und neu gehängt. Insofern kommt Philipp Kaisers Amtsverzicht ab Ende Februar 2014 überraschend.

Der erst Anfang November 2012 angetretene Direktor, verheirateter Vater zweier Töchter, geht laut städtischer Pressemitteilung aufgrund "seiner privaten familiären Situation".

Er selbst bedauert diesen Schritt, "weil ich zum einen erst seit kurzer Zeit in Köln tätig bin und zum anderen Presse und Öffentlichkeit unsere Museumsarbeit, besonders die Wiedereröffnungsausstellung ,Not Yet Titled', als großen Erfolg werten." Das Museum bedeute ihm viel, und "die Entscheidung, das Haus zu verlassen, ist mir keineswegs leicht gefallen".

Kaiser, der persönlich nicht zu sprechen war, bittet für den "ausschließlich privat motivierten" Schritt um Verständnis. Auch in der Übergangszeit ab März 2014 will er beratend zur Verfügung stehen und "alles daran setzen, dass das Museum Ludwig auch weiterhin eine erfolgreiche Zukunft hat".

Für die hat er vorgesorgt: eine Werkschau von Pierre Huyghe (April) ist ebenso geplant wie eine Präsentation der hauseigenen Pop-Art-Bestände (Herbst 2014) und die erste posthume Sigmar-Polke-Retrospektive im Frühjahr 2015. Die wurde mit dem MoMA New York und der Tate Modern in London geplant und soll wie die vorigen Projekte stattfinden.

Kölns Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach erklärte: "Wir müssen den Schritt akzeptieren, so bitter das auch ist. Mir fällt das schwer, denn wir hatten einen guten Draht miteinander." Kaisers Haus sei "ein tolles Museum, aber es gibt Dinge, die sind dann noch wichtiger". Sie werde sich "ohne Zeitdruck auf die Nachfolgesuche machen", wobei sie sich von Politik, Ludwig-Stiftung und anderen Experten beraten lassen will.

Ob es eine Findungskommission geben werde, sei noch offen. Ihr Vorgänger Georg Quander hatte die Wahl des 1972 geborenen Schweizers als Teil des Generationswechsels an den Museen gesehen. Laugwitz-Aulbach: "Mir kommt es vor allem darauf an, wer ideal an diesen Ort passt." Ab März wird eine kommissarische Leitung nötig sein, über die Kaiser und Stadtverwaltung noch entscheiden.

Wolfram Nolte, Vorstandschef der "Freunde des Wallraf-Richartz Museum und des Museum Ludwig e.V.", hatte beim von Kaiser eingefädelten Ankauf einer Kai Althoff-Skulptur maßgeblich geholfen und bedauert den Abschied des Direktors: "Die von ihm eingeschlagene Richtung erschien mir sehr nachvollziehbar.

Er hat neue Akzente gesetzt, die das Museum auch weiterhin braucht, um Objekte im Haus noch prägnanter wirken zu lassen." Kaisers Wallraf-Kollege Marcus Dekiert ist ebenfalls traurig: "Er und ich hatten ja einen doppelten Anfang, und er hat sein Haus in besonderer Weise geprägt und damit Erfolg. Und aus seiner früheren Tätigkeit in den USA hat er noch einmal neue Horizonte für Köln eröffnet."

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