Beatles-Musical "All You Need Is Love" Aus dem Leben der Pilzköpfe

Eigentlich ein Thema für den Verbraucherschutz. Wo "Musical" draufsteht sollte auch "Musical" drin sein. Der Beatle-Fan hinter mir ahnte es angesichts des nur aus dem Band-Equipment bestehenden Bühnenbilds schon: "Ich dachte da gibt es, wie bei ,Mamma Mia', eine Handlung rund um die Songs!"

 Dutzende Kurzversionen: Die Cover-Band der Beatles-Show "All You Need Is Love".

Dutzende Kurzversionen: Die Cover-Band der Beatles-Show "All You Need Is Love".

Foto: Thomas Brill

Weit gefehlt. Lediglich zwei in die Rolle von Roadies geschlüpfte Schauspieler erzählen ein paar Geschichten rund um den Aufstieg der Pilzköpfe von ihren Anfängen in Liverpool und Hamburg, wo sie als Begleitband des Rockmusikers Tony Sheridan (stimmlich überzeugend: Ian Wood) 1961 ihre endgültige Besetzung fanden, bis hin zur Veröffentlichung ihres letzen gemeinsamen Albums "Abbey Road" 1969.

Hinzu kamen einige Kurzauftritte ihres Managers Brian Epstein und des späteren deutschen Erfolgskomponisten Bert Kaempfert ("Strangers in the Night"), der damals die Chance nicht erkannte, die aufstrebende Band an das Plattenlabel "Polydor" zu binden. Während Ian Wood als Tony Sheridan und Alexander Gregor als Roadie durchaus überzeugen, bleiben sie in den Managerrollen blass, was natürlich auch am wenig inspirierten Buch des Produzenten Bernhard Kurz liegt. Lediglich der zweite Roadie (Frank Kessler) gewinnt ein wenig Kontur.

Aber das sollte nicht die einzige Enttäuschung an diesem Abend im fast ausverkauften Musical-Dome bleiben, der wegen der großen Nachfrage kurzfristig noch eine Nachmittagsvorstellung eingeschoben hatte. Da nahm am Schlagzeug die feiste Version eines in die Jahre gekommenen Ringo Starr (Carmine Francis Grippo) Platz. Vor ihm bauten sich die wie geliftet wirkenden Tony Kishman (Paul McCartney), John Brosnan (George Harrison) und Howard Arthur (John Lennon) auf.

Und während hinter ihnen auf einer Leinwand in Dokumentaraufnahmen das Charisma ihrer Vorbilder deutlich wurde, spulten sie teilnahmslos Dutzende Kurzversionen der Beatles-Songs von "I wanna hold your hand" bis "Hey Jude" herunter. Technisch perfekt aber ohne jegliche Interaktion, was natürlich auch ein beschämendes Licht auf das inszenatorische Konzept von Regisseur Chris Berns wirft. Für eine Bierzelt-Aufführung mag das zwar reichen - einem Publikum, das ein Musical-Event erwartet, sollte man aber mehr Respekt entgegenbringen.

Die Beatles-Show in Bonn: 15. März, 20 Uhr, Beethovenhalle, Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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