Cologne Fine Art Augenschmaus und Flauschteppich

Bonn · Cologne Fine Art zeigt bis zum Sonntag Kunst von der Antike bis zur Gegenwart. 100 Aussteller bieten ein breites Spektrum, das vom Mobiliar und Schmuck bis zu Gemälden und Sportwagen reicht.

 Was ist Fotografie, was Malerei? Blick in den Stand der Werkhallen Obermann Burkhard mit Werken von Hein und Mercer.

Was ist Fotografie, was Malerei? Blick in den Stand der Werkhallen Obermann Burkhard mit Werken von Hein und Mercer.

Foto: MEISENBERG

"NRW ist eine kulturpolitische Problemzone!" Thole Rotermund vom Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler konnte seinen Ärger bei der Eröffnung der Kunstmesse Cologne Fine Art kaum zügeln. Wobei für ihn weniger die Versteigerung der Warhol-Bilder der landeseigenen Kasino-Gesellschaft an sich ein Problem darstellt, als die Tatsachen, dass die Auktion nicht in NRW, sondern in New York stattfand, dort an einem Tag mehr umgesetzt worden sei als in ganz Deutschland in einem Jahr und sich NRW-Finanzminister Walter Borjans in Übersee die Mehrwertsteuer sparte, die er im eigenen Land dem Kunsthandel abknöpft. "Die Lage ist angespannt", klagte der Kunsthandelsfunktionär und Galerist.

Von der Problemzone zur Komfortzone: Als solche präsentiert sich die Cologne Fine Art, dank der angenehmen Dimensionen, der durchgängig hohen Qualität und der Vielseitigkeit die schönste Kölner Messe. Von der Antike bis zur Gegenwartskunst wird hier alles ins beste Licht gerückt, ein flauschiger Teppichboden im feinen Ambiente schmeichelt dem Kunstflaneur auf Schritt und Tritt. Darüber hinaus ein weites Spektrum, das vom kunstvollen Gehstock, dem barocken Sekretär aus feinen Hölzern und der Schnupftabakflasche bis zum Oldtimer und Vintagekostüm reicht.

Mit derlei "Stilikonen", gemeint waren Straßenkreuzer aus den USA, ging die Kölner Messe im vergangenen Jahr ins Rennen und kam dabei so gut an, dass man sich nun den 50ern und 60ern in Europa widmet und die Karossen - Ferrari 275 GTB (1968), Jaguar E-Type (1963), Alfa Romeo Boano (1954) und VW-Käfer mit Brezelscheibe (1951) - mit Haute Couture zusammenbringt. In dem gelben Bouclékostüm von Norma Norell hätte Audrey Hepburn die eine Hälfte aller Männerherzen gebrochen, mit dem Pariser Ballkleid aus seidigem Chinétaft (1954) die andere Hälfte. Wer wissen will, was so etwas kostet: Monika Gottlieb hat ein nummeriertes lindgrünes Abendensemble von Dior (1957) - inklusive elegantem Mantel mit Nehrukragen - für 4900 Euro im Angebot.

Erstmals nimmt die Messe mit einem eigenen Programm junge Sammler (Young Collectors) ins Visier: Ein 200-Quadratmeter-Gemeinschaftsstand wurde mit Kunst unter 5000 Euro für Einsteiger eingerichtet, in dem Grafik und Malerei, Mobiliar und Schmuck zu haben sind. Es gibt täglich "ArtLunches", wo potenziellen Sammlern beim Speisen Tipps über Strategien und noch bezahlbare Sammelgebiete gegeben werden. Auch woanders hat man den Newcomer im Blick: "Für den jungen Sammler" steht auf einem Schirmständer bei Flachsmann, kunstvolle Gehstöcke ab 300 Euro sind im Angebot. Wem das zu teuer ist: Zauberhafte Goldgewichte aus Afrika gibt es bei Edwin Vömel schon für 40 Euro.

Wer Werke von Museumsqualität sucht, findet bei Boisserée (Köln) eine atemberaubende Sammlung von Picasso-Grafiken, die für Preise zwischen 7000 und 18 000 Euro zu haben sind, außerdem wunderbare Keramiken des Künstlers. Karl Otto Götz, der in diesem Jahr 100 geworden ist, hat erwartungsgemäß einen großen Auftritt: Beachtliche Bilder gibt es bei Marianne Hennemann zu sehen, aber auch Maulberger, Ludorff und Schlichtenmaier haben den Informel-Star im Programm. Piene, Mack und die übrigen Zero-Künstler schwimmen auf der Welle gleich mit.

An Warhol-Lithos herrscht gewöhnlich kein Mangel, die "Liz" und der Kölner Dom mit Glitzer-Punkten gehen immer gut. Schön, wenn einer wie Klaus Benden zum Beispiel auch von Warhol gestaltete Plattencover präsentiert. Die "Sticky Fingers" (1971) der Stones sind inklusive LP für 850 Euro zu haben, "Velvet Underground & Nico (peeled)" von 1967 für 2400 Euro. Auch eine Rarität: Sigmar Polkes herrlich ironische Mappe "Höhere Wesen befehlen" (Auflage 15 Stück), in der er 1968 die Plastikpalme der Eltern zum Thema machte, gibt es bei Setareh für 38 000 Euro. Kirchners frische, impulsive "Straße in der Dämmerung" (1929) dürfte für 2,9 Millionen Euro bei Samuelis Baumgarte ein Höhepunkt der Messe sein.

Überraschungen freilich gibt es auch: Die Werkhallen Obermann Burkhard aus Remagen zeigen bei ihrer Premiere in Köln Fotografie, die wie deftige Stilllebenmalerei (Vera Mercer) anmutet, und akkurate Porträtmalerei (Jochen Hein), die an Fotografie erinnert.

Messe Köln, Halle 11.1.; bis 23. November. Mi-Sa 12-20, So 12-18 Uhr. Tageskarte 15 Euro

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