"Desperados" Auftritt mit der Co-Band "The Row" zum 50-jährigen Jubiläum

BAD GODESBERG · Kaum setzen die Desperados zum ersten Hit an, ist die Tanzfläche im Kastaniengarten des Rheinhotels Dreesen voll. Schlagzeuger Jens Hoffmeister röhrt den "Milk Cow Blues" ins Mikrofon, seine Stimme charismatisch, rau, kraftvoll, leidenschaftlich.

 Ein wenig ergraut, aber kein bisschen müde: Die Musiker der Beat-Band "Desperados" entwickeln beim Jubiläumskonzert im Kastaniengarten einen schönen, runden Sound.

Ein wenig ergraut, aber kein bisschen müde: Die Musiker der Beat-Band "Desperados" entwickeln beim Jubiläumskonzert im Kastaniengarten einen schönen, runden Sound.

Foto: Thomas Kölsch

50 Jahre lang macht er das schon, 1963 war er einer der Mitbegründer jener Bad Godesberger Beat-Pioniere, die zunächst als die "Beatures" und schließlich unter ihrem heutigen Namen der Musik der Kinks, der Shadows und von Chuck Berry frönten.

Nun, ein halbes Jahrhundert später, funktioniert die Musik noch genau so gut wie damals. Gut, Band und Fans sind inzwischen ein wenig ergraut, müde aber noch lange nicht. Wieso auch? "Die Stones haben nur ein Jahr mehr als wir", sagt Hoffmeister auf dem Jubiläumskonzert im Kastaniengarten. Und die gehen schließlich auch noch auf große Tourneen. Da ist es für die Desperados doch selbstverständlich, zumindest ab und an in der Region aufzutreten und die Klassiker zu spielen.

"Roll over Beethoven", "Route 66", "Lay down Sally": Hits, die beim Publikum gut ankommen. Die Desperados wissen dabei genau, was sie zu leisten vermögen, nehmen lieber mal den Fuß vom Gas, schrauben Tempo und Lautstärke ein wenig zurück und schaffen es dadurch, einen schönen, runden Sound zu entwickeln, auf dem der zweistimmige Gesang von Hoffmeister und Gitarrist Hans Rehse thront.

Genau daran hakt es dagegen gelegentlich bei The Row, die als ein Jahr jüngere Co-Band ebenfalls das Konzert bestreitet und sich deutlich mehr am Rock 'n' Roll orientiert. Auch wenn die katastrophale Abmischung des ersten Songs schnell behoben wird, scheppert es doch immer wieder: Vor allem die Gitarren sind so laut, dass Sänger Rolf "Rowi" Ditz oft nur mit Mühe zu verstehen ist, dabei aber gleichzeitig nicht so knackig, dass Stücke wie "Wild Thing" von der entsprechenden Wucht profitieren könnten.

Schade, da The Row ihre Sache grundsätzlich gut machen, solide abrocken und eine flotte Nummer nach der anderen ins Publikum hämmern. "Jumping Jack Flash", "Hippy hippy Shake" oder das wirklich grandios gespielte "Cadillac" heizen dem Publikum ein. Doch so ganz springt der Funke für die flammende Endstufe nicht über.

Kleinigkeiten, die aber den Unterschied ausmachen. Vor allem am Anfang des Konzerts wagen es so nur eine Handvoll Paare tanzend in Erinnerungen zu schwelgen, die anderen jubeln lieber von ihren Stühlen aus der Band zu.

Immer im Wechsel spielen die Desperados und The Row auf, insgesamt vier Stunden lang unterhalten sie mit der Wiedererweckung der 60er Jahre die etwa 400 Gäste, sich gegenseitig unterstützend und anregend. Und das mit zusammen 99 Jahren. Das soll ihnen mal einer nachmachen.

Erster Auftritt

Die Desperados hatten am 27. Juli 1963 ihren ersten öffentlichen Auftritt im damaligen Rainbow Dancing Club. Nur wenige Jahre später waren sie schon im Vorprogramm von "The Moody Blues", "The Lords" und den "Kinks" zu hören. Die beiden letztgenannten Bands haben auch "The Row" unterstützt.

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