James Last in der Kölner Lanxess-Arena Auf die Mischung kommt es an

Ein Begeisterungssturm von Fans zwischen 18 und 80 Jahren empfängt James Last, der mit dem letzten Konzert seiner letzten Tournee nochmals rund 4500 Fans in der Lanxess Arena in applausträchtige Hochstimmung versetzt.

 Minimalistischer Dirigierstil: James Last in Köln.

Minimalistischer Dirigierstil: James Last in Köln.

Foto: Thomas Brill

Eine schwere Herzerkrankung im vergangenen Herbst wertete der Musiker, Komponist, Arrangeur und Orchesterleiter als ernstzunehmende Warnung und will deswegen zukünftig mit dem stressigen Tourneeleben aufhören. Allerdings wollte es sich der Erfinder des "Non Stop Dancing"-Konzepts, der vor einer guten Woche seinen 86. Geburtstag gefeiert hat, nicht nehmen lassen, sich mit seiner "Non Stop Music"-Tour noch von seinem Publikum zu verabschieden.

Der kühl wirkende Hanseat mit dem verschmitzten Humor verstand es zwar sein Leben lang, zum Tanzen zu animieren, er selbst jedoch steht wie gewohnt nahezu bewegungslos wie sein eigenes Denkmal auf der Bühne. Minimalistische Taktandeutungen der rechten Hand reichen allerdings aus, das 35-köpfige Orchester musikalisch auf Kurs zu halten. Dies erfordert im Hinblick auf die stilistische Vielfalt der präsentierten Musik eine herausragende Navigationskunst. Mit Filmmelodien aus "Rocky" sowie "Pirates of the Carribbean" hält er sich zunächst an den größten gemeinsamen Geschmacksnenner, ehe dann der exzellente Chor sich mit "Roar", ein Hit von Katy Perry, sowie "Story of my Life" von One Direction die Hörgewohnheiten eines jung gebliebenen Publikums bedient.

Als klangliches Bindeglied fungiert eine aufgepoppte Fassung eines Präludiums von Johann Sebastian Bach. So richtig ausgelassene Stimmung kommt dann bei dem Walzer "Geschichten aus dem Wiener Wald" auf, zumal zahlreiche Paare Lasts Tanzaufforderung spontan folgen und direkt vor der Bühne kreiselnd schwofen. Zur Polka "Wien bleibt Wien" zieht dann auch noch eine Polonaise durch die Arena.

Last plagen keine stilistischen Berührungsängste, er beschleunigt die Streicher bei Chatschaturjans "Säbeltanz" und setzt dann wieder mit Tracy Chapmans "Give Me One Reason" auf inniges Gefühl, präsentiert Schlager wie "Adelheid - schenk' mir einen Gartenzwerg" in Tanz-Arrangements und ehrt schließlich mit Dizzy Gillespies Standard "A Night in Tunesia" einen ganz Großen der Jazzszene. Zahlreiche Soli, etwa das von Erlend Krauser elfengleich zart intonierte "The Voice Within" von Chrsitina Aguilera oder Chuck Findleys emotionsgeladene Interpretation von "Somewhere" auf der Trompete, bekommen gesonderten Applaus.

Was seine Tanzmedleys anbetrifft, so ist das Mix-Repertoire von James Last nicht nur größer als das vieler junger DJs, der Easy-Listening-Pionier ist, was die Kombination unterschiedlichster Stilistiken anbetrifft, auch vielfach mutiger. Nach rund zwei Stunden beweist als letzte Zugabe das gefeierte Medley "Party Rock", dass es eben auf die Mischung, die Musik den Happy Sound verleiht, ankommt. James Last hatte das Rezept dazu, als Vorbild wird er musikalisch sicherlich weiter wirken.

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