Rihanna-Konzert in Köln Auf allen Vieren durch die Partyzone

Köln · Superstar Rihanna serviert im Kölner Stadion vor 31000 Fans eine Show der Superlative.

 Schön, aber kapriziös: Die Popdiva Rihanna, hier bei den Billboard Music Awards in Las Vegas, wollte sich beim Kölner Konzert nicht fotografieren lassen.

Schön, aber kapriziös: Die Popdiva Rihanna, hier bei den Billboard Music Awards in Las Vegas, wollte sich beim Kölner Konzert nicht fotografieren lassen.

Foto: picture alliance / dpa

Kurz vor Schluss ist alles gut. Da zeigen sie die beiden Großbildleinwände links und rechts der Bühne in echt. So, wie eine Frau aussieht, die knapp 90 Minuten lang gesungen, getanzt und 31 000 Menschen begeistert hat. An den Schläfen ist das Haar feucht und verklebt, auf der Stirn stehen Schweißperlen, unterm Make-up sieht man kleine Pickelchen. Es ist ein Bild der Wahrhaftigkeit. Aber die ist im digitalen Zeitalter nicht erwünscht. Weil man sie weder kontrollieren noch modellieren oder retuschieren kann. Vermutlich ist das der Grund dafür, dass Pressefotografen und TV-Teams bei allen vier Konzerten von Robyn Rihanna Fenty (28) draußen bleiben müssen. So auch am Donnerstag im Kölner Stadion.

Im Vorfeld ist die Stimmung mächtig aufgeheizt. Das Twitter-Gewitter hat eine Aversion des Stars gegen solche Fans geblitzmeldet, die lieber Pokémons jagen, als ihre volle Aufmerksamkeit dem Bühnengeschehen zu widmen. Podolski hat der Chartstürmerin aus Barbedos ein Oben-ohne-Foto von sich geschickt.

Rihannas komplett weiße Gewandung, in der sie sich von Bodyguards zu einem Podest in der Mitte des Innenraums begleiten lässt, erinnert mit der zipfeligen Verschnürung auf dem Kopf tatsächlich an ein Behältnis, in dem man andernorts Mehl transportiert. Und die lose herabhängenden Stoffstreifen an eine lässig getragene Zwangsjacke. Darunter weiße Cowboy-Beinlinge und ein kleines bisschen Haut zwischen da, wo sie aufhören und der knappe weiße Satin-Slip anfängt. „Stay“ gibt Rihanna den Einsatz für eine Show, die dann genau die Erwartungen erfüllt, die man von einer Künstlerin ihres Formats erwartet. Sie spielt in der Top-Liga.

Insofern kann sie es sich auch leisten, ihre Hits zum Teil bis zur Unkenntlichkeit zu verfremden, sie abzukürzen, in Medleys zu packen oder nahtlos ineinander übergehen zu lassen. Wäre bei „Umbrella“ nicht irgendwo im Innenraum dieser pinkfarbene Regenschirm aufgetaucht – man hätte dreimal hinhören müssen, um drauf zu kommen. Das Stadion mutiert bei der entsprechenden Lautstärke zum gigantischen Dancefloor. Eine Partyzone, die hoch technisiert ist, und bei der es, scheinbar, keine Limits gibt. Mit bandagierten Tänzern, mit noch mehr weißen Podesten und einem mit scheinwerfergespickten Monster-Tablet, das sich darauf herniedersenkt, wird das OP-Thema anfangs konsequent beibehalten.

Später wird es noch rote Drehsirenen geben, thermografische Aufnahmen, die rotgelb- und orangefarben die Hitze verdeutlichen, die Rihanna um sich herum verbreitet. Nicht erst bei „Sex With Me“, wenn sie auf allen Vieren durch einen Plexiglas-Catwalk kriecht, der über den Köpfen vom Innenraum zur Bühne gezogen wird. Aus der Ferne wirkt das wie eine krude Mixtur von Peep-Show und Aquarium. Karten in allen Kategorien waren dafür noch zu haben. Zu Preisen, die rauf bis zu über 130 Euro gingen. „Bitch Better Have My Money“ singt Rihanna. Aber für die Kategorie „Bitch Better Take Us Backstage“ (wie ein Fan-Plakat fordert) gab es dann doch keine Tickets.

Sex – mit Griff in den Schritt und allem, was noch dazugehört – ist Teil des Kalküls. Aber gleichzeitig wird, in Varianten des Themas Kapuzen-Outfit, Verhüllung praktiziert. Gewaltige Proteinblasen pumpen sich dazu auf der Bühne in die Höhe. „It's partytime“ ruft Rihanna. Von einer schräg angebrachten Plane perlt Schaum hernieder. Dazwischen, etwa bei „Desperado“ oder bei „Diamonds“, wenn Tausende Handys gegen das Dunkel über Köln anleuchten, kann man die, die da so wild ihre Haare schüttelt, mit den Händen winkt und mit dem Popo wackelt, tatsächlich spüren. Und, ganz zum Schluss, bei „FourFiveSeconds“ als Mitsingstück für alle, bei „Love On The Brain“ und „Kiss It Better“, mit feuchten Haaren, Schweißperlen auf der Stirn und Pickelchen unterm Make-up, mit einer großartigen, souligen Stimme, die tatsächlich die Seele aufreißt, ist sie dann ganz da.

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