WDR Sinfonieorchester in der Kölner Philharmonie Auch die Augen kamen auf ihre Kosten

Beim Konzert des WDR Sinfonieorchesters (WSO) unter Howard Griffiths war bereits der Rahmen so konzipiert, dass besonders auch die Augen auf ihre Kosten kamen.

Für Igor Strawinskijs "Pulcinella" war eigens die Compagnie Bodecker & Neander engagiert. Mit ihrem tänzerischen Spiel vermittelte sie Commedia dell'Arte-Stimmung, welche vor etwa 100 Jahren den Ballettzaren Serge Diaghilev inspirierte. Sein "Hauskomponist" reagierte zunächst etwas reserviert, war dann aber doch bald "verliebt" in das in Aussicht stehende Projekt. Strawinskijs Aufgabe war, Musik aus dem Geist des 18. Jahrhundert zu konzipieren, ohne dabei jedoch dem Prinzip "im Stile von" zu verfallen.

Dem 1920 uraufgeführten Ballett folgte noch eine Konzertsuite, die das WSO unter dem britischen Gastdirigenten mit heiterer Beschwingtheit und klarer Klangkontur zum Besten gab. Griffiths ist selber sehr aktiv bei der Vermittlung klassischer Musik an Jugendliche. Seine launige Unterhaltung mit den Zuhörern war charmant. Mit Tanz hatten auch die beiden anderen Werke des Abends zu tun. Luigi Boccherinis Sinfonie "La Casa del Diavolo" (aus der Sechsergruppe von Opus 12) ist teilweise von Christoph Willibald Glucks "Don Juan"-Ballett inspiriert. Die Jugendsinfonie C-Dur von Georges Bizet, erst 1935 uraufgeführt, fand sofort das Gefallen von Choreografen wie George Balanchine. Aber auch als absolute Musik entzückt das Werk überaus stark.

Griffiths legte Bedachtsamkeit an den Tag, ohne das vorzügliche Orchester in punkto Spielvirtuosität zu unterfordern. Das orientalisch angehauchte Oboen-Solo des 2. Satzes kam von Manuel Bilz. Bei Boccherini ließ Griffiths herzhaft die Dämonen los.

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