Präsentation der "Highlights" in Bonn Archäologen ziehen Fünfjahresbilanz im LVR-Landesmuseum

Bonn · Neben der "Revolution Jungsteinzeit" präsentiert das LVR-Landesmuseum derzeit die "Archäologische Landesausstellung NRW". Dabei verdienen nicht allein die prähistorisch-archäologischen Themen gleichsam im Doppelpack Beachtung. Neu ist auch die Präsentation der "Highlights" in Bonn, die sonst im Fünf-Jahresrhythmus in Köln zu sehen sind.

 Blick in die Vergangenheit: Modell der Falkenburg.

Blick in die Vergangenheit: Modell der Falkenburg.

Dabei gibt es durchaus inhaltliche Berührungspunkte zwischen beiden Projekten. In Köln-Lindenthal etwa wurde richtungsweisend gegraben, wobei die erste bandkeramische, also jungsteinzeitliche, Siedlung im Rheinland zutage trat - mit einer fast weltweiten Resonanz der Experten. Ebenso vorbildlich sind die großflächigen Grabungen, die seit den 1970er Jahren im Braunkohlebergbaugebiet bei Weisweiler unternommen wurden. Sie fanden immerhin europaweite Beachtung.

Sonst aber greifen die "Highlights" der vergangenen fünf Jahre weit in die Erdgeschichte zurück, wenn sie beispielsweise den mit 480 Millionen Jahren ältesten Wald auf unserer Erde nachweisen. Auch die Vielzahl von pflanzlichen und tierischen Fossilien gehört längst vergangenen Erdperioden an. Während sich die Versteinerung eines Palmblattes reliefähnlich gestaltet, wirken die fossilen rostroten Blattformen vom Wintermühlenhof im Siebengebirge wie in den Stein gemalt.

Durchaus ästhetischer Reiz lässt sich neben der wissenschaftlichen Relevanz auch dem stattlichen Ammonit aus Westfalen und einem Panzerfisch abgewinnen. Die chronologisch geordnete Schau streift auch bronzezeitliche und eisenzeitliche Sepulkralfunde. Grundsätzlich geben sie Auskunft über Tod und Leben, beispielsweise über den Gebrauch eines Schwertes aus Barkhausen oder der zierlichen bei Düren geborgenen keramischen Vorratsgefäße. Anschaulich gelingt die Rekonstruktion einer Kline aus augusteischer Zeit, von der drei Götterappliken aus Schildpatt mit kennzeichnenden Attributen erhalten sind. Sol etwa trägt eine Strahlenkrone.

Aus römischer Zeit stammt auch die so genannte Manica, ein bewegliches Panzerteil, das nur in vier Exemplaren erhalten ist. Wiederum wurden die Archäologen in Bonn fündig; an der Kölnstraße ließen sich spätantike Silberblechfibeln orten, die den Nachweis über ostgermanische Bewohner im 5. Jahrhundert n. Chr. liefern. Auch Kölner Funde tragen zu den Highlights bei: Im mittelalterlichen Progromschutt am Rathaus fanden sich 278 Schiefertafeln.

Eine, aus dem Bereich der jüdischen Bäckerei, listet Namen und kleine Geldbeträge auf. Den Schluss dieser Schau bildet das "Schatzregal". Darin liegt ein Fund-Sammelsurium mit der Botschaft, dass es hier nicht um materiellen Wert, sondern um wissenschaftlichen Rang geht.

LVR-Landesmuseum Bonn bis 7. Februar; Di bis Fr und So 11-18, Sa 13- 18 Uhr; Katalog 19,95 Euro, Katalog Jungsteinzeit 24,95 Euro, beide zusammen 39,95 Euro

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