Chanson, Jazz und Blues Annett Louisan begeistert ihre Fans im ausverkauften Kölner Gloria
Köln · Ein koketter Augenaufschlag, ein sehnsuchtsvoll gehauchtes "Kölle", dies reicht Annett Louisan bei ihrem ersten Kölner Club-Konzert, um die Herzen ihrer 900 Fans im ausverkauften Gloria zu erobern.
Seit ihrem fulminanten Karrierebeginn mit "Bohème" hat Annett Louisan einige Metamorphosen vollzogen. Vom "Lolita"-Image" als blondierte Kindfrau mit Puttengesicht, die nur spielen will und ganz verstört ist, wenn Männer ihr verfallen ("Das Spiel"), ging es später Richtung abgeklärte Beobachterin während der "Teilzeithippie"-Phase.
Mit "In meiner Mitte" zu Konzertbeginn macht die 35-Jährige, deren Stimme weitaus mehr hergibt als ein sehnsuchtsvoll laszives Hauchen, deutlich, dass sie sich zwar weiterhin verändert hat, sich musikalisch jedoch grundsätzlich treu geblieben ist.
Nach kurzen Ausflügen in leicht aufgedrehte Pop-Sphären ist sie wieder vermehrt zu ruhigeren Rhythmen von Chanson, Jazz und Blues zurückgekehrt. Ein vortrefflich ihr zuspielendes Trio schafft bis hin zum Charles-Aznavour-Klassiker "Spiel, Zigeuner" durchgehend spannende Klanghintergründe.
Nach einer gescheiterten Ehe und nun mit wieder mit langem Haar setzt Louisan wieder mehr auf klassischen Stil, demonstriert ein abgeklärtes Selbstbewusstsein. Dennoch ist sie die unerschütterliche Romantikerin wie in "Würdest du" geblieben, eine Aktivistin zur Rettung von Gefühlen an sich einerseits und deren Bezeugung im stressigen Alltag anderseits.
Obgleich alles andere als groß gewachsen schafft Louisan den Spagat zwischen der Beschreibung weiblicher Wunschvorstellungen, wie sich sich in der Kritik mangelnder männlicher Empathie bei "Unausgesprochen" äußert, und einem weiblichem Selbstbewusstsein, dass eben nicht "Auf die Jagd nach Mr. Big" als Versorgungsinstanz geht.
Das finden wiederum auch Männer attraktiv und bedanken sich mit Blumensträußen bei der Sängerin. Nach den Zugaben frenetischer Applaus vom weiblichen wie männlichen Publikum gleichermaßen.
