Klavier und Gesang Anna Depenbusch spielt im Bonner Pantheon

Bonn · Weniger ist manchmal mehr: Anna Depenbusch bezaubert im Pantheon das Publikum. Ihre Stimme ist ihr eigentliches Instrument, ist je nach Bedarf kristallklar und kantig.

 Mal klingt sie fast schon zerbrechlich, dann wieder frech und kratzbürstig: Anna Depenbusch.

Mal klingt sie fast schon zerbrechlich, dann wieder frech und kratzbürstig: Anna Depenbusch.

Foto: Thomas Kölsch

Eine Frau, ein Klavier und sonst nichts. Nur purer Musikgenuss. Kleine akustische Preziosen über das Einmaleins und das Alphabet der Emotionen, von Z wie Zerwürfnis bis hin zu A wie Anna Depenbusch. Die Singer-Songwriterin ist auf ihrer Frühjahrstour ins Pantheon gekommen, ganz allein und in Schwarz-Weiß: Ihre Lieder hat sie entkleidet und aufs Nötigste reduziert, auf die charmante Poesie und die chansoneske Melodik, die im minimalistischen Gewand unglaublich frei wirken. Und gut. Sehr gut sogar. Mit der ihr eigenen Magie erzählt Depenbusch so von Cowboys und Astronauten, von Tim und Tina und Ron und Ronja und dem ganzen Freundeskreis, gibt Ratgebertipps in Sachen Liebe und lässt Gedankendrachen bis zum Horizont fliegen. Und das Publikum? Fliegt mit.

Anna Depenbusch ist ein Phänomen. Vielen modernen Liedermachern wünscht man die Unterstützung einer Band, um das volle Potenzial ihrer Stücke ausschöpfen zu können, doch der 40-Jährigen wünscht man vielmehr, dass sie für immer so minimalistisch weitermachen kann wie an diesem Abend im Schein eines einzelnen Lichtkegels. Indem sie sich zurücknimmt, gewinnt sie an Intensität und Qualität – nicht umsonst ist eine der stärksten Nummern jene, in der die Sängerin sogar das Klavier sich selbst überlässt, auf die sonst üblichen, relativ schlicht gehaltenen Popakkorde verzichtet und a cappella versucht, den Kopf frei zu bekommen. Ein kostbarer Moment, in dem Depenbusch ebenso eindringlich und wahrhaftig wirkt wie Sinéad O'Connor in ihren besten Zeiten. Weniger ist eben manchmal wirklich mehr.

Ohnehin versteht es Anna Depenbusch meisterhaft, den richtigen Ton zu treffen. Mal klingt sie fast schon zerbrechlich und verwundbar, dann wieder frech und kratzbürstig. Gerne greift sie auch zur Ironie, etwa wenn sie sich fürs Fremdgehen entschuldigt („Wenn du nach Hause kommst“), oder wenn sie die Männer im Saal in einen doch recht depressiven Cowboy-Chor verwandelt. Dabei darf es dann gern auch mal etwas mehr sein, so wie bei der großartigen „Haifischbarpolka“ mit ihrer wunderbaren Dynamik und einem ganz besonderen 1920er-Jahre-Charme. Depenbusch zieht alle Register, haut mit Verve in die Tasten und wirkt dabei fragil und keck zugleich.

Ihre Stimme ist ihr eigentliches Instrument, ist je nach Bedarf kristallklar und kantig, spöttisch und zärtlich, aufmunternd und melancholisch. Dadurch werden auch bittere Pillen zuckersüß, ein Teufelskreis des Begehrens („Tim liebt Tina“) ebenso wie das Beziehungsende in „Liebe kaputt“. Wenn Depenbusch davon singt, wirkt es einfach schmerzhaft schön. Das euphorische Publikum bedankt sich mit stehenden Ovationen.

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