Vorplatz des Bonner Kunstvereins Am Puls der Musik

BONN · Die Note C sei "traditionellerweise von einem hübschen Mädchen" zu spielen, und man habe auf den "Puls" zu achten. Der amerikanische Komponist Terry Riley hatte ganz klare Vorstellungen von der Aufführungspraxis seines Stückes "In C" von 1964, das als Pionierwerk der Minimal Music gilt. Er hat seinen Musikern aber auch viele Freiheiten gelassen.

 Musiker auf Elefantenhockern: Konzert vor dem Kunstverein.

Musiker auf Elefantenhockern: Konzert vor dem Kunstverein.

Foto: Fischer

Die wurden unter Aufsicht des Dirigenten Serge Vuille, der mittels Schlagholz für den "Puls" zuständig war, weidlich genutzt. 28 Akteure hatten sich am Donnerstag Abend rund um Nicolas Partys mit bunten Ellipsen bemalten Tisch auf dem Vorplatz des Bonner Kunstvereins gesetzt. Vom Kleinstklavier über Geigen und Kontrabass bis zu Saxofon, Klarinette und Posaune reichte das instrumentale Spektrum, Percussion und Stimmen waren auch vertreten.

Der erste Abend von Nicolas Partys und Serge Vuilles dreiteiligem musikalisch-performativen Projekt "Three Elephants' Days" im Kunstverein startete mit dem "Puls", der die gesamte Partitur gleichmäßig durchzieht. Die Musiker finden auf ihrem Notenblatt 53 nummerierte, kurze Phrasen, die in Dreiergruppen gespielt werden. Jeder Musiker entscheidet, welche Phrase der jeweiligen Dreiergruppe er spielt und wann er in der Partitur voranschreitet. Das Ensemble muss nur darauf achten, dass der Abstand zwischen den Phrasen nicht zu groß wird.

Es gebe klare Regeln in diesem gruppendynamischen Stück, man müsse genau aufeinander hören, sagt die Altsaxofonistin. Sie erzählt von "Absprachen" inmitten der Instrumentalgruppen und von Soli, auf die man sich im Vorfeld verständigt hat. Um 19.15 Uhr schlägt Vuille den "Puls", nach und nach setzen die Instrumente ein, Muster wiederholen sich erkennbar, neue Motive werden eingeführt, das Ensemble wird zum atmenden Organismus, der wie aus dem Nichts nach 25 Minuten mit einem Crescendo der Bläser aufbraust, um dann wieder in seinen meditativen Dialog zu verfallen, bis die Frauenstimmen langsam anschwellen.

Das Publikum ist hingerissen, die Spannung auf dem Kunstvereins-Vorplatz groß. Um 20.06 Uhr ist Schluss. Man hätte noch stundenlang zuhören können.

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