Alter Meister

Der Organist Vincent Dubois spielt César Franck in der Bonner St. Joseph-Kirche

Bonn. Eine reife Leistung, anders kann man es fast nicht beschreiben, was Vincent Dubois, Titularorganist an der Kathedrale von Soissons, in St. Joseph vollbrachte. Das zweite Konzert des 47. Orgeltriduums in St. Joseph war der Auftakt zu einer zweiteiligen Konzertreihe, in der Dubois das gesamte Orgelwerk von César Franck aufgeführt wird.

Ein Unterfangen, dessen Originalität durchaus streitbar ist, das in dieser kohärenten Darbietung aber voll und ganz überzeugte. Dubois spielt "seinen" Franck nämlich mit der Abgeklärtheit eines alten Meisters. Dabei ist er gerade einmal 24 Jahre alt, war mit 16 schon Titularorganist an der Kathedrale in Saint-Brieuc.

Zum Auftakt spielte Dubois das Grande Pièce Symphonique, Katalysator einer ganzen Gattung und Magnum Opus Francks. Das Schwergewicht wurde mit außerordentlicher Sorgfalt und Ruhe zu einem Glanzstück und war im Detail genauso geschmackvoll ausgearbeitet wie das lyrische Cantabile oder die Pastorale.

Die durchaus vorhandenen Längen der Fantasie in A-Dur ließ Dubois, der den tiefen, religiösen Ausdruck des Stückes verinnerlicht zu haben schien, völlig vergessen und den drängenden Impuls des aufwühlenden Pièce héroïque verband er in kongenialer Weise mit dessen elegischem Melos.

Der apotheotische Schluss ließ sogar die fast schon unglaubliche Leichtigkeit vergessen, die der auswendig spielende Dubois bei seinen Interpretationen an den Tag legte. Die führte wohl dazu, dass einige Stücke fast nahtlos ineinander übergingen. Ein wenig mehr innere Ruhe, so wie sie Dubois'' Spielweise auszeichnete, wäre hier angebrachter gewesen. Auf den zweiten Teil, der am kommenden Sonntag ansteht, wird man sich trotzdem uneingeschränkt freuen dürfen.

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